Von Elke Richel

Lauenburg.
Die Neubaupläne des Einzelhandelsriesen Edeka müssen einen neuen Dämpfer hinnehmen: Eigentlich sollte an der Stelle des Postgebäudes schon im vergangenen Jahr der Neubau des Supermarktes mit zusätzlichen Einzelhandelsflächen eröffnet werden. Doch bisher gibt es keine Einigung mit der Post über den vorzeitigen Auszug. Jetzt will die untere Denkmalschutzbehörde sogar den Abriss des Gebäudes verhindern.

Grundlage der Pläne von Edeka ist der Bebauungsplan Nr. 83 "Nördlicher Ortskern - Bereich zwischen Post, südlichem Büchener Weg, östlicher Reeperbahn". Als "Träger öffentlicher Belange" ist in diesem Fall auch die Stellungnahme des Fachdienstes Denkmalschutz vorgesehen. In dessen Augen ist der in den 60er-Jahren errichtete Zweckbau ein "besonderes Kulturdenkmal". Dieses Ensemble besteht nach Meinung der Denkmalschützer aus "dem Hof, dem Postgebäude, der Garage, der Einfriedung, der Plastik 'Die Wartenden' an der Berliner Straße 17-25 sowie dem Sendemast und dem Nebengebäude Büchener Weg 3".

Dass das schmucklose Gebäude auf die Liste geraten ist, liegt an dem neuen Denkmalschutzgesetz, das zum 30. Januar dieses Jahres in Kraft getreten ist. Zwar liegt die Denkmalliste für Lauenburg noch gar nicht vor, das Postensemble ist aber dafür vorgesehen. "Die denkmalrechtliche Genehmigung kann - vor dem Hintergrund der neuen Gesetzeslage - für die geplante Beseitigung der Kulturdenkmale nicht in Aussicht gestellt werden", heißt es in der Stellungnahme der Behörde.

"Das war ein Schock für uns. Edeka als Nahversorger ist für die innerstädtische Entwicklung von großer Bedeutung", sagt der Leiter des Stadtplanungsamtes, Reinhard Nieberg. Nach dem Einzelhandelskonzept könne die Lauenburger Oberstadt nur revitalisiert werden, wenn an zentraler Stelle ein Vollsortimenter als Frequenzbringer angesiedelt wird.

Was allerdings auch klar ist: Muss sich Edeka von seinen Neubau-Plänen verabschieden, hängen auch die anderen Vorhaben wie Marktgalerie und Markthalle am seidenen Faden. Projektentwickler Frank Kiefaber hatte in der Vergangenheit immer wieder deutlich gemacht, dass er mit seinen Plänen auf den Edeka-Neubau als Kundenmagnet setzt. Insbesondere die Marktgalerie gilt als wichtiger Baustein für die Entwicklung der Innenstadt. An der Alten Wache soll der Neubau mit über 5000 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen, die etwa 15 Geschäften Platz bieten.

"Wir werden die Stellungnahme der Denkmalschutzbehörde zum Bebauungsplan so nicht akzeptieren", kündigt Nieberg an. Zu weiteren Einzelheiten des Widerspruchs hält er sich allerdings bedeckt.

Welche Objekte der Oberstadt noch auf der Liste der Kulturdenkmäler landen, stehen übrigens noch nicht fest. "Zunächst werden die Eigentümer informiert. Im August erhält dann die Stadt die Liste", so Nieberg.

Künftig wird nicht mehr zwischen "einfachen" und "eingetragenen" Kulturdenkmälern unterschieden. Unangetastet bleiben die Objekte, die bereits in die Denkmalliste des Landes eingetragen sind. Neubewertet werden jene Gebäude, die bisher auf der Liste der einfachen Denkmäler standen und deren Eigentümer oft nicht einmal davon wussten. "Da werden wir noch so manche Überraschung erleben", fürchtet Reinhard Nieberg.