Von Timo Jann

Lauenburg.
Haben die Jungs, die in Verdacht stehen, an Pfingsten mehrere Boote auf der Elbe angezündet zu haben, noch mehr auf dem Kerbholz? In der Nacht zu gestern stand ein leer stehendes Fachwerkhaus an der Hafenstraße lichterloh in Flammen. Das historische Haus brannte völlig nieder. Die Polizei nahm nach Informationen unserer Zeitung die beiden verdächtigen Jungs, die in einer betreuten Wohneinrichtung leben, zum Verhör mit. Hintergründe wollten die Beamten gestern nicht mitteilen. Der Schaden an dem Haus wurde auf 75 000 Euro geschätzt.

Gegen 23.20 Uhr wurde das Feuer in zahlreichen Notrufen gemeldet. "Als wir kurz darauf am Einsatzort waren, stand das Gebäude bereits in Vollbrand, zu retten gab es da für uns nichts mehr", berichtete Lauenburgs Feuerwehrchef Lars Heuer. Mit Wasser aus sechs Strahlrohren bekämpften 50 Feuerwehrleute den Brand. In der ersten Phase des Einsatzes evakuierten Feuerwehrleute aus den rechts und links angrenzenden Häusern jeweils zwei Bewohner. Zum Glück gelang es den Rettern, ein Übergreifen der Flammen auf diese Gebäude zu verhindern. Ein Werbeschild und eine Straßenlaterne schmolzen dagegen unter der enormen Hitze. Das für den Großeinsatz benötigte Wasser pumpte ein Löschfahrzeug aus dem Hafen neben der Marina.

Wieso sich das Feuer zu der relativ frühen Uhrzeit so schnell ausbreiten konnte, ist unklar. Obwohl auf der Bundesstraße 209 noch viel Verkehr rollte und genau gegenüber zahlreiche Wohnmobilisten Station machten, brannte das Haus lichterloh, ehe das Feuer bemerkt wurde. Möglicherweise hatten die Brandstifter ordentlich nachgeholfen, eingelagertes Holz und abgestellte Möbel in dem Fachwerkhaus boten den Flammen dann reichlich Nahrung.

"Die tragenden Holzbalken waren durch das Feuer schon so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass wir auf einen Innenangriff im Haus verzichtet haben und nur über die Drehleiter sowie durch Fenster und Türen gelöscht haben", sagte Heuer. Das Mauerwerk in dem Fachwerk auf der Rückseite fehlte nahezu komplett und bot so ausreichend Platz, ins Innere löschen zu können. Allerdings behinderten auf dem Hof große Schuttberge den Einsatz.

Dass die Entscheidung, nur aus dem sicheren Bereich zu löschen, richtig war, zeigte sich, als plötzlich einige Teile des Daches einstürzten. Die B 209 musste von der Polizei aufgrund der Löscharbeiten mehrere Stunden lang voll gesperrt werden. Vor allem für die aus Richtung Lüneburg kommenden Autofahrer eine starke Behinderung. Denn während Fahrer in Richtung Lüneburg noch über den Großen Sandberg ausweichen konnten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Elbbrücke in Geesthacht zu nutzen: 50 Kilometer Umweg.

Einsatz dauerte sechs Stunden

Die Löscharbeiten zogen sich stundenlang hin, erst nach sechs Stunden konnte der Einsatz beendet werden. "Es war eines der größten Feuer, die wir in den vergangenen Jahren in der Stadt hatten", so Heuer. Seine Kameraden waren am Pfingstmontag viermal im Einsatz. Außer bei dem nächtlichen Großbrand auch bei einem piependen Rauchmelder (ein Fehlalarm), bei einer Katzenrettung und bei einem der brennenden Boote auf der Elbe.