Von Elke Richel

Lauenburg.
"Wenn es einen Notruf aus der Altstadt gibt, haben wir sofort ein mulmiges Gefühl", sagt Lauenburgs Wehrführer Lars Heuer. Doch nicht nur die Enge in der Altstadt und die Bauweise der historischen Häuser mit viel Holz bereiten den Rettern im Ernstfall Sorge. "Manche Autos werden trotz Verbots so gedankenlos geparkt, dass sie unsere Einsatzfahrzeuge massiv behindern. Das kann im schlimmsten Fall zur Katastrophe führen", weiß Heuer. Jüngstes Beispiel: Am 10. Mai gegen 6.45 Uhr rückte die Lauenburger Feuerwehr zur Jugendherberge Alte Zündholzfabrik aus. Ein Brandmelder hatte Alarm ausgelöst. "Insgesamt sechs Fahrzeuge waren an dem Einsatz beteiligt. Wir wussten, zu diesem Zeitpunkt befanden sich viele Menschen in dem Gebäude", sagt der Wehrführer.

Im Ernstfall hätte dieser Einsatz in einer Katastrophe enden können, denn die Fahrzeuge der Retter hatten wegen zahlreicher Falschparker Mühe, zum Einsatzort zu gelangen. Zum Glück war es in diesem Fall nur ein Fehlalarm. "Ich kann Autofahrer nur auffordern, gerade in der Altstadt die Verkehrsvorschriften ernst zu nehmen. Unter Umständen hängen Menschenleben davon ab", appelliert Lauenburgs Feuerwehr-Chef an Anwohner und Touristen.

Dass die beiden Poller in der Elbstraße im Ernstfall ebenfalls wertvolle Zeit stehlen könnten, schließt Heuer dagegen aus. Altststadtbewohner befürchten immer wieder, dass sich eine Situation wie im Oktober vergangenen Jahres wiederholen könnte. Damals konnte die Besatzung eines Rettungswagens den Poller nicht absenken, was einer 93-jährigen Seniorin fast zum Verhängnis geworden wäre. "Unsere Fahrzeuge sind alle mit Transpondern ausgerüstet. Zusätzlich haben wir Schlüssel, die verhindern, dass die Poller während des Einsatzes wieder hochfahren", versichert der Wehrführer.

Insgesamt etwa 60 Mal ist die Lauenburger Feuerwehr in diesem Jahr bereits ausgerückt - davon sechs Mal in die Altstadt. Hier spielte sich auch der bisher gefährlichste Einsatz ab: Am 18. Januar wurden die Retter zu einem Feuer an der Elbstraße gerufen. Der Dachstuhl eines 300 Jahre alten Fachwerkhauses war in Brand geraten, 30 Nachbarn mussten sicherheitshalber mitten in der Nacht ihre Häuser verlassen. Auch in diesem Fall waren es vor allem der Platzmangel und die dichte Bebauung, die die Löscharbeiten erschwerten. Glück im Unglück: "Der Brand ist an einem Sonntagabend ausgebrochen. Die Kameraden waren zu Hause und daher schnell verfügbar. So konnten wir die Ausdehnung des Brandes auf die anderen Häuser der Elbstraße verhindern", so Heuer. Nicht auszudenken, wenn Falschparker den Rettern den Weg versperrt hätten.

Für den Wehrführer bleibt ein Notruf aus der Altstadt eine der größten Herausforderungen. Sein größter Albtraum: Die Gedankenlosigkeit einiger führt dazu, dass die Retter eine Katastrophe nicht verhindern können.