Lauenburg. Vor zehn Jahren lebte und arbeitete Katharina Jesdinsky als Stipendiatin im Künstlerhaus für ein halbes Jahr in Lauenburg.

Lauenburg. Vor zehn Jahren lebte und arbeitete Katharina Jesdinsky als Stipendiatin im Künstlerhaus für ein halbes Jahr in Lauenburg.
Damals kam ihr die Idee einen Kleinverlag zu gründen, um handwerklich sorgfältig gestaltete und gedruckte Künstlerbücher in limitierten Auflagen zu verlegen. Jetzt kehrte sie mit einer Ausstellung in der Stadtgalerie im Hagenström (Elbstraße 28) zurück. Sie präsentiert dort Bücher und Editionen, die zehn Künstler in zehn Jahren geschaffen haben.

Doch Katharina Jesdinsky belässt es nicht dabei. Sie setzt die Bücher vielmehr in den Kontext der sonstigen Arbeiten ihrer Künstlerkollegen. So entstand eine vielfältige, bunte und spannende Werkschau, ein wahres Panoptikum der Stile, Techniken und Kunstauffassungen.

Zu sehen sind Installationen, skulpturale Objekte, Wortkunst und Concept Art, aber auch klassische Techniken der bildenden Kunst wie Radierung, Linolschnitt, Druckgrafik oder Zeichnung. Dazwischen werden die Bücher präsentiert, die auf unterschiedliche Art mit den Werken interagieren,

Die stärkste Wirkung geht von einer raumgreifenden Installation von Thomas Judisch aus: ein aus Wellpappe geformtes Lagerfeuer. Ähnlich intensiv: Das "Eckernfördener Bestiarium" von Carola Willbrand, die aus getragenen Kleidungsstücken ihrer Künstlerfreunde bizarre Charakterköpfe formte. Eher still dagegen die Satz-Statements von Matthias Berthold, die vielleicht reifste Arbeit dieser Schau: kleine Holzkästen auf die er "Anweisungen" (so der Titel des dazugehörigen Buches) gedruckt hat. Diese Miniatur-Kunstwerke sind nach seiner Vorstellung erst dann vollendet, wenn der Käufer sich das Werk zu eigen gemacht und die jeweilige Anweisung vollständig befolgt hat: "Seien Sie ein anderer", "Benutzen Sie eine Woche lang kein Papier", "Gehen Sie vier Wochen lang geradeaus", "Gründen Sie eine neue Kultur" - viel freier Raum also für Gedanken des Betrachters.

Tobias Premper aus Berlin sammelt Fotos, Magazin- und Zeitungsseiten - die er zum Teil mit handschriftlichen Notizen versieht - in Boxenbüchern. Eines davon ist als große, die Wandfläche füllende, Collage zu sehen. Eher unscheinbar, aber nicht weniger sinnig die Schatulle "Letzte Worte" von Johanna Schwarz. Sie sammelte dafür letzte Sätze aus Büchern, also der Gegenentwurf zu der ewigen literarischen Seminarfrage nach den besten Anfangssätzen von Romanen. Auch Arne Rautenberg mit seinen "Visuellen und optischen Gedichten" ist ein Grenzgänger zwischen bildender und schreibender Kunst. Es gibt viel zu entdecken in dieser sehr poetischen Ausstellung, die noch bis zum 14. Juli zu sehen ist. Man sollte also etwas Zeit mitbringen.

Mario Scheuermann