Lauenburg
(du).
Noch gibt es sie, Schafe, die mit ihrem so genannten "goldenem Tritt" und "eisernem Biss" echte Naturschützer sind. Sie haben nämlich eine Haupteigenschaft, sie fressen sehr gern Gras. Auf dem Deich ist Gras sehr wichtig, vor allem die Wurzeln, die verhindern, dass bei einem Hochwasser der Deich abgetragen wird. Das weiß man übrigens schon seit Jahrhunderten. An der Nordsee zum Beispiel wurden Schafe schon immer an den Deich getrieben.

Auch entlang der Elbe und am Elbe-Lübeck-Kanal sind die genügsamen Tiere jetzt wieder zu sehen. Aber es werden immer weniger Schäfereien im Land, denn Weideland wird knapp und allein von der Fleisch- und Wollproduktion können die Schäfer heutzutage auch nicht leben.

Der Deichvorsteher vom Wasser- und Bodenverband Stecknitz Delvenau Niederungen, Wolfgang Genczik, ist deshalb heilfroh, dass er mit Schäferin Heike Griem aus Schwartow eine verlässliche Partnerin gefunden hat. Ihre Schafe grasen die Deichflächen an Elbe und Elbe-Lübeck-Kanal ab. Mit ihrem "eisernen Biss" halten sie die Grasnarbe kurz. Gräser schießen nicht mehr in die Höhe, sondern können ihre Wurzeln kräftigen und so den Deich stabilisieren. Unerwünschte Wildkräuter werden ebenfalls abgeknabbert. Mit dem "goldenen Tritt" der Schafe ist der Klauendruck der Paarhufer gemeint. Er wirkt wie eine Walze. Beim Grasen treten die Tiere Mäuselöcher und Maulwurfsgänge fest. So verhindern sie eine Zerstörung der schützenden Grasnabe.

Probleme gibt es lediglich, wenn zu viele Schafe auf zu kleinen Deichflächen weiden. "Die Untere Wasserbehörde hatte beanstandet, dass zu große Herden die Deichkronen abgetreten haben. Wir konnten uns mit der Schäferin dann einigen, dass sie künftig kleinere Herden einsetzt", erzählt Wolfgang Genczik. Problematischer sei es allerdings, wenn die Deiche durch Dauerregen aufgeweicht sind. Dann könne es schon mal passieren, dass die Schafe Löcher in die Grasnarbe treten. "Wenn das passiert, müssen wir in Handarbeit die zerstörten Flächen wieder verdichten", so der Lauenburger "Deichvogt".

Im Bereich der Palmschleuse setzt die Schäferin jetzt Muttertiere ein, deren Junge erst im April oder Mai geboren wurden. Die putzmunteren Lämmer sind von Anfang an richtige Deichpfleger - und immer wieder ein beliebtes Fotomotiv, wenn sie grasen, toben, schlafen oder von ihrer Mutter gesäugt werden. Die so genannten Osterlämmer werden übrigens meist schon im Januar geboren, damit sie zum Fest ein ordentliches Schlachtgewicht auf die Waage bringen.

Wenn die Schafe den Deich abgegrast haben, kommt doch noch Technik zum Einsatz. Der Artlenburger Deichverband glättet die Deiche maschinell. Danach wird die Fläche mit einer Spezialmischung gegen unerwünschte Wildkräuter abgespritzt, bevor Grassamen nachgesät werden. Im Herbst kommen dann wieder die Schafe zum Einsatz: Mit "goldenem Tritt" und "eisernem Biss" erledigen sie ihren wichtigen Job als Deichpfleger.