Lauenburg
(er).
Wir schreiben das Jahr 1915: In Lauenburg sind die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges deutlich spürbar: Es gibt Lebensmittelengpässe, und viele Familien verlieren Angehörige auf dem Schlachtfeld. Und dennoch: Auch zu jener Zeit wurde gelacht und geliebt, und es trug sich so manche kuriose Geschichte zu. Wir blättern in den Ausgaben der Lauenburgischen Landeszeitung von damals und berichten in loser Folge über das Leben in Lauenburg vor 100 Jahren.

Allerlei Rat und Belehrung für den geneigten Leser

Was für eine Aufregung in der Stadt! Gleich an mehreren Tagen hintereinander warnt die Redaktion der Lauenburgischen Landeszeitung vor "fremden Männern, die die Abwesenheit der Gatten ausnutzen und in schamloser Weise die Vertrauensseligkeit der Lauenburger Hausfrauen" ausnutzen würden. In betrügerischer Absicht wurden den arglosen Damen mehrere Bogen Papier vorgehalten, die angeblich Auskunft über Änderungen der Brotkartenausgabe und anderer amtlicher Verlautbarungen geben sollten. Deren Kenntnis sollten die Frauen quittieren, ward ihnen gesagt. Tatsächlich hätten sie aber eine Bestellung von "Waren niedrigen Werts und hohen Preises unterzeichnet, die die Hausherren, zusätzlich zur täglichen Last der schweren Zeit, in arge Bedrängnis brächten". Der Redakteur riet den Lauenburger Männern, die Gattinnen ausführlich über die betrügerischen Absichten dieser Männer zu unterrichten. "Weiber kranken an dem Uebel Vertrauensseligkeit", so seine gut gemeinte Warnung seiner Geschlechtsgenossen.

Doch nicht genug der Belehrungen in der Ausgabe vom 12. Mai 1915: "Es ist ein Uebel über uns hereingebrochen, die Fremdwörterei", meint der Redakteur und preist das neue "Verdeutschungsbuch" an, das zum Preis von 60 Pfennig in der Redaktion erworben werden könne. Ein paar Beispiele wollte er den Lesern aber nicht vorenthalten. So sei das Wort Kopie durch Abschrift zu ersetzen. Wer etwas reklamieren möchte, solle sich besser beschweren. Und wer gar protestieren wolle, solle das Wort Widerspruch benutzen.

Nach so viel schwerer, geistiger Kost war dem Redakteur dann offensichtlich daran gelegen, seine geneigten Leser mit Unterhaltsamem zu erbauen: dem Wetterbericht. Die "drei Gestrengen" hatten tags zuvor im Lauenburgischen Einzug gehalten. "Pankratius, Servatius und Bonifatius geben oft Kälte und Aergernis", zitierte er eine Bauernregel und erklärte: "Diese drei Tage gelten als Eismänner besonders für Norddeutschland." Danach sei es kaum anzunehmen, das noch starke Nachtfröste zu erwarten seien. So ganz schien er seiner Voraussage aber selbst nicht zu trauen. Sein etwas merkwürdig anmutender Kommentar: "Wie tief die Temperatur in der Nacht fallen wird, weiß ein erfahrener Gärtner ja auch schon aus der Temperatur, die gegen Mittag herrscht."