Von Timo Jann

Lauenburg.
Die Tinte unter dem Vertrag, den Bürgermeister Andreas Thiede und der chinesische Unternehmer Yongquiang Chen in Shanghai geschlossen haben, ist getrocknet - und sie dürfte für die Elbestadt Gold wert sein. Denn es ist nicht wie beim Textilhandelszentrum in Schwarzenbek nur eine Absichtserklärung, sondern eine konkrete Vereinbarung: Chen wird für 100 Millionen Euro das Luxus-Hotel im Fürstengarten und den Bau einer Fabrik zur Produktion und zum Vertrieb von Mikroorganismen im Gewerbegebiet finanzieren.

"Wenn sich die Produktion in der von Chen finanzierten Fabrik wie geplant entwickwelt - und ich sehe keinen Grund, dass es nicht so kommt - bedeutet das für uns Steuereinnahmen, von denen wir bisher nur träumen konnten", so Thiede im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Bürgermeister: "Die Arbeitsplätze werden nicht durch Chinesen besetzt, sondern werden den Menschen aus Lauenburg und dem Umland zur Verfügung stehen." 70 Jobs sind geplant. Der lange Atem, den Thiede für die Verbindungen nach China aufbringt, scheint sich mittlerweile auszuzahlen. Oft wurde er für sein Engagement belächelt.

"Wir können von einem guten Geschäft der Fabrik ausgehen, denn wir haben einen klaren Vorteil gegenüber Wettbewerbern. Weil wir Kontakte mit vielen chinesischen Provinzregierungen haben, darf von Lauenburg aus nach China geliefert werden, und dort besteht an 'Made in Germany' großes Interesse." Die Kooperation mit Chen wurde schon bei der Reise im November 2014 eingefädelt. Zwar gibt es in Deutschland Ideengeber, die das Know-how für die Fabrik haben, aber ihnen fehlt es schlichtweg an Kapital. Jetzt sind beide Seiten zusammengekommen, wurde die Tochterfirma von Chens Konzern PuRen in Lauenburg gegründet. Thiede: "Wir haben das Vorhaben vorgeprüft, baurechtlich steht dem nichts mehr im Wege. Wir arbeiten anstehende Dinge jetzt ab und können von einem Baubeginn in diesem Jahr ausgehen."

Und auch im Fürstengarten soll sich zeitnah etwas tun. Chen hat vor zwei Wochen bei einem Besuch in Lauenburg den Übernahmevertrag für die Projektentwicklungsgesellschaft unterzeichnet. "Gerd Prantner, der den Lauenburgern bekannt ist, wird das Hotel betreiben. Es wird auf jeden Fall eine Kette mit internationaler Ausstrahlung wie Hilton oder Radisson. Das Hamburger Unternehmen Premero wird es weiterentwickeln und Herr Chen finanzieren", erklärt Thiede. Auch beim Hotel hatte es bisher am Investor gefehlt. Aber Chen, der schon lange Kontakte zu Thiede hat und 2014 auf dessen Vermittlung hin den Lübecker Flughafen übernommen hatte, ist von dem Vorhaben begeistert. 60 Arbeitsplätze soll das Hotel mit Wellnessbereich und Restaurant bieten.