Lauenburg.
Es ist immer wieder erstaunlich, welche Talente Veranstalter Bernhard Sdun für seine Konzertreihe da capo talento zu einem so frühen Zeitpunkt ihrer Laufbahn ausfindig macht. Ein solcher Glücksfall war der Auftritt der jungen türkischen Pianistin und Komponistin Eda And (27), die am Beginn einer großen Karriere steht. Ein Meilenstein war dieser Abend aber auch für den erst neun Jahre alten Pianisten Paul Roeßler aus Lüneburg: Er durfte das Vorprogramm für die Profis mit drei eigenen Kompositionen bestreiten, in denen sich durchaus bereits so etwas wie eigene musikalische Ideen erkennen ließen.

In Izmir geboren, aufgewachsen und in klassischer Musik ausgebildet, lebt Eda And seit 2008 in Deutschland. Sie stammt aus einer hochmusikalischen Familie. Ihr vor einigen Jahren verstorbener Vater war in der Türkei ein gefeierter Jazzbassist. Als sie ihm zu Ehren im September 2014 beim Jazzfestival in Izmir ein Tribute Konzert für ihn spielte, trat sie erstmals mit zwei Musikern aus Lüneburg und Hamburg auf: Jan-Phillip Meyer, Schlagzeug, und Frank Blumenthal, Bass.

Inzwischen sind die drei zu einem veritablen Trio zusammengewachsen, das einen makellosen Modern Jazz spielt zwischen Klassik, Swing, Cinema und alla turka.

Grundsätzlich ist Eda Ands Pianospiel geprägt von ihrer klassischen Ausbildung. Diese manifestiert sich in einem perlenden Anschlag, der vor allem bei Trillern und Glissandi zum Ausdruck kommt, aber auch wenn sie Balladen wie "You don't know what Love is" aus den 1940er Jahren interpretiert. Dabei performt sie auch mit Leidenschaft und Seele, sucht das rhythmische Wechselspiel mit dem Schlagwerk in der Manie des Latinjazz. Und wenn sie in orientalisch anmutenden Harmonien schwelgt, summt im Hintergrund der Ethnojazzer Dollar Brand mit.

Das Publikum folgte mit großer Aufmerksamkeit. Im Finale, als sie im Wechselspiel mit ihrem Bassisten schließlich Chopin nach allen Regeln der Kunst verjazzte, brandete Begeisterung auf.

Mario Scheuermann