Bürgerentscheid: 598 Wahlberechtigte sind aufgerufen

Der Ausbau der Windenergie ist erklärter politischer Wille der Bundesregierung. Auch das Land setzt auf die Windräder. Rund 2 400 Anlagen gibt es bereits in Schleswig-Holstein, weitere 900 sind geplant. Doch in so manchem Dorf weht kräftiger Gegenwind: Einwohner befürchten Eingriffe in die Landschaft, Werteverlust für ihre Häuser, Belästigung durch Lärm, Lichter und Schatten. Noch mehr und noch höhere Windräder? Zu dieser Frage gibt es am Sonntag, 29. März, den ersten Bürgerentscheid in der Geschichte Lütaus. 598 Wahlberechtigte in dem 713-Seelen-Dorf sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.

Bereits jetzt stehen auf Lütauer Gebiet 14 Windräder, die 99 Meter hoch sind. Der Betreiber will sie abreißen und neu bauen - bis zu 180 Meter hoch. Die Teilfortschreibung des Regionalplanes, 2012 beschlossen, geht noch von 150 Metern Höhe aus. Daran werde auch festgehalten, sagt Bürgermeister Ralf Hamann. Doch es sei nicht mehr wirtschaftlich, noch niedrigere Anlagen zu betreiben. Und nur bei rentablen Windanlagen sei mit Einnahmen für die Gemeinde zu rechnen.

Die Initiative "Bürger für Lütau" will erreichen, dass neue Windräder auch künftig unter 100 Metern bleiben und mehr Abstand zur Bebauung einhalten. "Hohe Windräder brauchen Blinklichter, die eine erhebliche Belästigung darstellen", sagt Martin Möller.

Die Frage am Sonntag ist: "Sind Sie dafür, das Ziel zu verfolgen, die Höhe der Altanlagen auf unter 100 Meter beschränkt zu lassen und die Höhe der neuen Anlagen ebenfalls auf unter 100 Meter zu beschränken sowie den Mindestabstand der Anlagen zur innerörtlichen Wohnbebauung auf das 10-fache der Anlagenhöhe festzulegen?" Stimmt die Mehrheit und mindestens 20 Prozent aller Wahlberechtigten mit Ja, ist der Bürgerentscheid erfolgreich.

"Wir gehen davon aus, dass wir gewinnen", gibt sich Martin Möller siegesgewiss. 145 Unterschriften hatte die Initiative gesammelt, 60 hätten gereicht, um den Bürgerentscheid auf den Weg zu bringen. "Wir sind nicht gegen Windkraft, nur in unserem Gebiet reicht es jetzt", sagt Möller. Bei Wangelau wurden 2014 sechs 180 Meter hohe Windräder aufgestellt, ein zusätzlicher Windpark ist in Richtung Juliusburg, Krukow und Schnakenbek geplant.

Auch Bürgermeister Ralf Hamann erwartet das Ergebnis des Bürgerentscheids mit Spannung. "Er kann ein Stimmungsbarometer für die Gemeindevertretung sein", so Hamann. Kreis-Sprecher Karsten Steffen weiß: "Ein Bürgerentscheid hat dieselbe Wirkung wie ein Beschluss der Gemeindevertretung. Daran müssen sich die Lokalpolitiker zwei Jahre lang halten, erst dann ist ein neuer Beschluss möglich."

Lütau müsste jedoch einen B-Plan für das Gebiet aufstellen. Denn nur damit kann die Gemeinde neue höhere Windräder verhindern, nachdem das Oberverwaltungsgericht Schleswig den Regionalplan gekippt hat (wir berichteten).

Ob der Investor allerdings überhaupt noch Interesse hat, wenn er nur 150 Meter hoch bauen darf, wie die Gemeindevertreter es wollen, ist unbekannt. Der Bürgermeister: "Er hat sich schon länger nicht mehr bei uns gemeldet."