Lauenburg (kl). Wir schreiben das Jahr 1915: In Lauenburg sind die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges deutlich spürbar.

Es gibt Lebensmittelengpässe, und viele Familien verlieren Angehörige auf dem Schlachtfeld. Wir blättern in den Ausgaben der Lauenburgischen Landeszeitung von damals und berichten in loser Folge über das Leben in Lauenburg vor 100 Jahren.

Schon Anfang 1915 bekamen die Menschen die Auswirkungen des Krieges deutlich zu spüren. Der Winter war lang - so meldete die Lauenburgische Landeszeitung noch am 19. März heftiges Schneetreiben. Lebensmittel wurden knapp, und so sicherten sich die Behörden immer mehr Anteile von privaten Vorräten. Nicht nur Landwirte, auch viele Gartenbesitzer bauten damals eigene Kartoffeln an. Doch eine sichere Reserve für Notzeiten war das nicht. Unter der Überschrift "Erhebungen der Vorräte von Kartoffeln" berichtete die Lauenburgische Landeszeitung am 15. März 1915, dass an alle Haushalte ein Fragebogen gegangen sei. Nur eine Menge von bis zu einem Zentner (50 Kilogramm) durften die Lauenburger behalten. "Die in unserer Stadt vorgenommene Kartoffel-Bestandsaufnahme hat ergeben, dass im ganzen 4554 Zentner Kartoffeln, ohne die Vorräte, die unter einem Zentner waren, vorhanden sind", vermeldete der Redakteur kurz darauf.

Zugriff sicherte sich auch der lauenburgische Landesoberkommunalverband auf Getreide und Mehl. Wie aus einer amtlichen Bekanntmachung vom 22. März 1915 hervorgeht, waren Vorräte unter einem Doppelzentner zunächst von der Beschlagnahme ausgenommen. Nun hieß es plötzlich, der Verband könne sich "trotzdem diejenigen Mengen übereignen lassen, die 25 kg übersteigen". Besitzer mussten ihre Mengen bei der Gemeinde mündlich zu Protokoll geben. Bei Zuwiderhandlung, versäumter Frist oder falschen Angaben drohten Geldstrafen und bis zu sechs Monate Gefängnis.

Behördliche Stellen waren es auch, die die Lebensmittel wieder unters Volk brachten - wohl um Schwarzmarkthandel zu unterbinden. "Morgen Nachmittag von 3 bis 5 Uhr werden auf dem hiesigen Polizeibureau 50 Sack Eierkartoffeln zum Preise von 9 Mark pro Sack zum Verkauf gelangen", vermeldete die Redaktion am 20. März.

Kriegsalltag, der aber vor allem von patriotischen Durchhalteparolen und Aufrufen geprägt war, Opfer zu bringen. "Der Krieg und wir" war ein Vortrag betitelt, den Rektor Sörensen im März 1915 beim Lehrlingsverein hielt. Dazu sang der "Verein junger Mädchen".