Jubiläum: Vertrag mit Boizenburg vor 25 Jahren unterschrieben

Deutsch-deutsche Städtepartnerschaften haben vor und nach der Wiedervereinigung wichtige Beiträge für das Zusammenwachsen von Ost und West geleistet. Auch Lauenburg strebte, initiiert durch den heutigen Bürgervorsteher Bernd Dittmer, schon lange vor Öffnung des eisernen Vorhangs eine Partnerschaft mit Boizenburg an. Doch Annäherungsversuche scheiterten immer wieder an der Ablehnung der DDR-Behörden. Erst nach der Grenzöffnung im November 1989 war der Weg frei. Und schon fünf Monate später, am 29. April 1990, unterzeichneten die Bürgermeister und Bürgervorsteher von Lauenburg und Boizenburg den Partnerschaftsvertrag.

25 Jahre ist das her - für viele Beteiligte Anlass zurückzublicken. Die Lauenburgerin Birgit Kuhn war beim Festakt als SPD-Stadtvertreterin dabei. "Eine Städtepartnerschaft, die von der Politik initiiert wurde, den Bürgern näherzubringen, ist schwierig", sagt sie heute. Lauenburgs Erster Stadtrat Jens Meyer (SPD) bestätigt: "Es hat lange gedauert, bis die politische Entscheidung von den Bürgern der beiden Städte umgesetzt und mit Leben erfüllt worden ist." Denn die Jahre nach der euphorisch begrüßten Grenzöffnung brachten viele Probleme. "Leider sind Menschlichkeit und Herzlichkeit oft in Misstrauen umgeschlagen", erzählt Meyer. Kommunistische Planwirtschaft traf auf freie Marktwirtschaft, und Hunderte von Arbeitsplätzen in den Boizenburger Fliesenwerken und der Elbe-Werft gingen verloren. Die "Besserwessis" waren nicht immer willkommen, umgekehrt gab es viele Vorurteile über die "Ossis". Während Boizenburg vom wirtschaftlichen Umbruch gebeutelt wurde, kam auch Lauenburg nicht ungeschoren davon. Die Stadt, schon immer ein Armenhaus Schleswig-Holsteins, musste auf das Geld aus der Zonenrandförderung verzichten. Boizenburg dagegen boomte.

Doch nach und nach wuchsen die Regionen zusammen. Heute hat Boizenburg in Harald Jäschke einen Bürgermeister, der zuvor Amtsleiter in Lauenburg war. Und die Zusammenlegung der Stadtwerke zu den gemeinsamen Versorgungsbetrieben Elbe erwies sich als wichtiger Schritt. "Sie wurde sowohl von Lauenburgern als auch von Boizenburgern als fruchtbar und wirtschaftlich positiv bewertetet", sagt Jens Meyer.

Vereine und Verbände brachten die Menschen zusammen, die Zustimmung zur Partnerschaft entwickelte sich langsam und beständig. Großen Anteil daran, dass die Partnerschaft zwischen Lauenburg und Boizenburg belebt werden konnte, hat die 1998 von Kurt Schlicht ins Leben gerufene Equipe Europa. Das gute Gefühl, frei und ungehindert über Ländergrenzen hinweg gemeinsam Radsport und die Zusammengehörigkeit zu genießen, überzeugte in Boizenburg wie Lauenburg.

2005 organisierte die Equipe Europa eine Tour mit Radlern beider Städte nach Czersk, polnische Partnerschaftsstadt von Boizenburg. Ein Jahr später ging's dann ins polnische Lebork, die Lauenburger Partnerstadt.

"Eine Zusammenarbeit auf politischer Ebene, die wir uns in der Vertragsurkunde auch gewünscht haben, hat es aber leider noch nicht gegeben", sagt Jens Meyer. Dafür haben die Politiker die Partnerschaft alle fünf Jahre erneut bestätigt. Am 20. Juni 2015 ist es wieder so weit - dann wird auch das Jubiläum zum 25-jährigen Bestehen gefeiert. Ausrichter der Feier ist Lauenburg, 3000 Euro stehen dafür zur Verfügung. Geplant sind ein Festakt in der Heinrich-Osterwold-Halle und eine Schiffstour auf der Elbe.