Gedenken an den Schulgründer Christian Friedrich Ludwig Albinus - Frühere Schüler erzählen

"Bitte alle früheren Albinusschüler auf die Straße treten!" Gäbe es diesen Aufruf, dann wäre in Lauenburg wohl kein Platz mehr für Autos. Kein Wunder: Viele Generationen haben in einer Schule mit dem Namen Albinus gelernt. Die heutige Gemeinschaftsschule (seit 1964 am Hasenberg), in der sogar das Abitur gemacht werden kann, gedenkt am 23. April ihres Gründers Christian Friedrich Ludwig Albinus (1771-1837). Der Lauenburger Justizrat hatte sich besonders der Bildung verschrieben und gründete die gemeinnützige Albinus-Stiftung, in die sein gesamtes Vermögen einging. 1865 eröffnete diese Stiftung in Albinus Gartenhaus eine Gewerbeschule und eine Mittelschule, die ersten weiterführenden Schulen Lauenburgs. Schon 1872 wurde an der Albinusstraße ein neues Schulhaus eingeweiht - die spätere Pestalozzischule.

Doch wenn frühere Schüler sich erinnern, wird deutlich: Den Kindern der Kriegsjahrgänge war kaum etwas über Albinus bekannt. "Der Geschichtsunterricht befasste sich mehr mit dem eisernen Kanzler Bismarck", erzählt Hans-Jürgen Boisen. Er wurde 1955 aus der Albinusschule entlassen. Vom Namensgeber der Schule hatten auch Horst Eggert und seine Frau Margit, die die Schule 1949 und 1951 verließen, wenig mitbekommen. Dabei hatte die Albinus-Stiftung das Ziel, geeigneten Kindern eine gehobene Bildung als Grundlage eines wirtschaftlich abgesicherten, selbstständigen Lebens zu ermöglichen. Der Stifter war mit der Einbeziehung der Mädchen seiner Zeit um etliche Jahre voraus. Doch erst 1919 wurden die ersten acht Schülerinnen aufgenommen.

Günter Schwirz unterrichtete von 1952 bis 1971 an der damaligen Mittelschule. Weil Flüchtlinge aus dem Osten und dem zerbombten Hamburg nach Lauenburg kamen, war die Schule restlos überfüllt. Den Lehrer erwarteten Klassen mit 54 und mehr Schülern. "Alle Fachräume wurden zu Schulklassen umfunktioniert, sogar in der Turnhalle wurde unterrichtet", erzählt Schwirz. Bruno Wenk habe als Rektor von 1946 bis 1961 alles bestens, mit gebotener Autorität, geregelt.

Die Schüler sahen ihren "Herrn Rektor", wie sie ihn anreden mussten, etwas kritischer. "In seinem Unterricht flog auch schon mal die Kreide. Und wer sich nicht an die Regeln hielt, mit dem wurde kurzer Prozess gemacht", erinnert sich Horst Eggert. So musste ein Mädchen, das vom Schulgelände aus mit einem stadtbekannten "Poussierer" geflirtet hatte, die Schule verlassen. In der Festzeitung des Jahrgangs 1955 wurde sogar ein kritisches Gedicht über Wenk veröffentlicht, das an seinen Lieblingsspruch erinnerte: "Komm zum Nest und lege Dein Ei".

Doch es gibt auch jede Menge positiver Erinnerungen an die Zeit auf der Albinus-Schule. Die Mädchen strickten Mützen, die auf die Klassen farblich abgestimmt waren und von den Jungs mit Stolz getragen wurden. Und es gab den I-Trupp, der für die Instandsetzung von Fahrrädern auf den Klassentouren zuständig war. "Besonders beeindruckend war die feierliche Schulentlassung", erzählt Margit Eggert. "Wir haben uns alle fein gemacht und unsere Konfirmationskleidung angezogen".

Für eine Rückbesinnung auf den Schulgründer sorgte Schulleiter Arnold Mex. Er kam 1971 nach Lauenburg und blieb Rektor bis zu seiner Pensionierung 2003. Ein Porträt von Rektor Ernst Ruhsert (1900 bis 1924) hatte Mex beeindruckt, er machte sich auf die Suche nach weiteren Fotos. Sein Kollegium schmunzelte über diese Ahnengalerie, doch die Schüler waren begeistert. Ein Ansporn für Mex, sich mit den Wertvorstellungen des Schulgründers auseinanderzusetzen. "Schüler brauchen Ideale, denen sie nacheifern können. Mit Christian Friedrich Ludwig Albinus hat die Schule einen Mann, von dem Lehrer und Schüler profitieren konnten", sagt der frühere Schulleiter. Albinus Ideal "Gemeinsinn geht vor Eigennutz" und die Besinnung auf die eigenen Kräfte mache auch heute noch die Philosophie der Schule aus.