Diskussion: Bündnis90/Die Grünen: Nachdenken über Alternative zu Wohnen am Stadtrand

Blockieren wollen sie es nicht, doch vorbehaltlos durchwinken ist auch nicht die Sache von Lauenburgs Bündnisgrünen, was das geplante Wohnbaugebiet am westlichen Standrand angeht. Im Gegenteil: Es gebe wesentliche Kritik- und Verbesserungsansätze.

So wurden aus Sicht der Grünen die Bürger mit der politischen Entscheidung für den Entwurf eines B-Plans vor vollendete Tatsachen gestellt. Es sei die einzige Lösung, die Stadt weiterzuentwickeln, habe die Verwaltung argumentiert. Grünen-Sprecher Martin Merlitz: "Wir vermissen eine ergebnisoffene Diskussion über das Thema."

Merlitz führte im Laufe des von seiner Partei initiierten Diskussionsabends "Wohnen in Lauenburg" immer wieder das Ausmaß der zu erwartenden Flächenversiegelung auf dem 14 Hektar großen Areal an, auf dem in Abschnitten bis zu 207 Wohnungen entstehen könnten. Viel Ackerfläche ginge verloren, sollte dieses Wohngebiet Wirklichkeit werden.

Die Grünen bezweifeln den Nutzen des Projekts. Katharina Bunzel sprach von einer "Trabantenstadt" und stellte die Frage: "Was soll dort eine junge Familie, wenn die Schule drei bis vier Kilometer entfernt ist?" Und wenn die Familien wegzögen, was geschehe in 20 bis 30 Jahren mit möglichen Leerständen, falls sich sonst in Lauenburg nichts tue? Bunzel: "Wir sind eine kaufkraftschwache Kommune, und die Bevölkerung wird immer älter."

Schatzmeisterin Sabine Kaufmann befürchtete zudem: "Die Innenstadt trocknet so nur weiter aus."

Die Grünen vermissen - so ein zentraler Kritikpunkt des Abends - ein nachhaltiges Stadtentwicklungskonzept. Diskussionsgast Mario Scheuermann merkte dazu an: Die Stadt sei nicht attraktiv genug für den Einzelhandel - und den Tourismus. Er sagte: "Wir sind ein aus den Fugen geratenes Dorf. Für den Tourismus fehlen 200 qualifizierte Betten." Es sieht aber auch positive Aspekte im Zusammenhang mit dem geplanten Neubaugebiet. Immerhin gebe es bereits heute 27 potenzielle Bauherren. Eine gewisse Nachfrage sei also vorhanden.

Neue Einfamilienhäuser in der City sind nicht möglich, dafür fehlt der Platz, wissen auch die Grünen. Eine von der Stadt vorgeschlagene Teilung von Großgrundstücken stieß auf wenig Gegenliebe bei den Eigentümern, und für junge Familien sind die Gebäude der 50er- und 60er-Jahre nicht attraktiv. Bunzel und ihre Mitstreiter möchten die Innenstadtverdichtung als Alternative trotzdem nicht aus den Augen verlieren. Sie weiß: "Der Bund stellt finanzielle Mittel zur Verfügung, um Altbauten zu sanieren."