Biografie: Dr. Arunagirinathan ist heute erfolgreicher Arzt

"Wie muss sich eine Mutter fühlen, die ihr Kind wegschickt, ohne zu wissen, wann oder ob sie es je wiedersieht?" Diese Frage stellt Dr. Umeswaran Arunagirinathan in seinem autobiografischen Roman "Allein auf der Flucht".

In den Kriegswirren und während der Verfolgung der Tamilen in Sri Lanka Anfang der 90er-Jahre war das Leben des damals zwölfjährigen Umes keinen Pfifferling wert. Die verzweifelte Mutter setzte ihre ganze Hoffnung in organisierte Schlepperbanden. Sie vertraute dem "Boss" der Bande ihr Kind an. Nach einer letzten Umarmung stieg Umes ins Flugzeug. Es sollte acht Monate dauern, bis er in Hamburg bei dem Bruder seiner Mutter ankam. Dass der schmächtige Junge seine Odyssee durch Asien und Afrika überhaupt überlebt hat, grenzt an ein Wunder: Angst, Krankheit, Hunger und Durst setzten ihm zu. Trotz aller traumatischen Erlebnisse während der Flucht - in Hamburg fand der Junge endlich zu sich selbst. Als er kurz nach dem Abitur vor der Abschiebung stand, hatte er an Selbstmord gedacht.

Inzwischen ist Dr. Umes, wie er in Deutschland genannt wird, ein erfolgreicher Herzchirurg. "Ich wollte schon immer Arzt werden und helfen. Meine Schwester musste auf Sri Lanka sterben, weil wir keinen Arzt hatten" erzählte er während der Lesung, zu der ihn der Landfrauenverein Lauenburg und Umgebung eingeladen hatte.

Solche Lesungen sind ihm seit acht Jahren ein Bedürfnis. Ganz ohne Selbstmitleid und mit erstaunlich positiver Ausstrahlung erzählt er von sich, seinen Erinnerungen an das Leben in Sri Lanka und von Hamburg, seiner neuen Heimat, wie er sagt.

Mit Anklagen hält er sich zurück. "Die Kriegsverbrechen auf Sri Lanka werden eines Tages aufgedeckt und die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen", deutet der 36-Jährige nur an. Mit seiner Autobiografie würde er den Flüchtlingen, die heute in Deutschland ankommen, eine Stimme geben. "Ich kann Deutsch sprechen und von dem erzählen, was ich erlebt habe. Das können aber viele Flüchtlinge nicht. Sie sind stumm, weil sie die schrecklichen Dinge, die sie erlebt, noch lange nicht verarbeitet haben. Und selbst wenn sie reden wollten, wer kann ihre Sprache verstehen?", gibt Dr. Umes zu bedenken.

Mut möchte er den Neuankömmlingen machen. In Deutschland könne man viel erreichen, er selbst sei das beste Beispiel dafür. Aber man müsse bescheiden anfangen: Kurz vor dem Abitur sei er putzen gegangen und habe seine Familie unterstützt. Zurück nach Sri Lanka möchte er aber auf keinen Fall. "Wir haben hier in Deutschland den Luxus der Meinungsfreiheit. Sri Lanka ist davon, auch sechs Jahre nach Kriegsende, noch weit entfernt", sagt Dr. Umes. Eine Szene im Buch schildert er besonders berührend: das Wiedersehen mit seiner Mutter in Großbritannien nach vielen Jahren.

Die Autobiografie "Allein auf der Flucht" ist im Jahre 2006 im Konkret Literatur Verlag Hamburg erschienen.