Einzelhändler fordern verlässliche Aussagen zur Stadtentwicklung und lehnen Parkgebühren vorerst ab

Lauenburgs Einzelhändler haben derzeit schwer zu kämpfen: Die triste Innenstadt und leer stehende Geschäfte in unmittelbarer Nachbarschaft locken kaum noch Kunden an. "Alle Händler warten darauf, dass die Bagger endlich anrollen und der Startschuss für die Umgestaltung des Zentrums fällt", sagt Ralf Storjohann, Chef der Wirtschaftlichen Vereinigung Lauenburgs (WVL).

Er weiß auch: "Die Unternehmer sind inzwischen stark verunsichert, zu oft wurden Termine benannt und dann nicht eingehalten. Als es Anfang vergangenen Jahres hieß, im Herbst geht es los, haben wir beschlossen, dass es 2015 keine verkaufsoffenen Sonntage geben soll. Schließlich wird die Innenstadt dann eine einzige Baustelle sein", sagt Storjohann "Insbesondere die Händler in den Gebäuden, die abgerissen werden sollen, brauchen endlich Klarheit. Geht es nun wirklich im ersten Halbjahr dieses Jahres endlich los? Der Termin darf nicht wieder platzen. Schließlich haben die Unternehmer auch Verantwortung für Familie und Mitarbeiter und müssen endlich verlässlich planen können", so Storjohann.

Der WVL-Chef weiß aber auch, dass den Einzelhändlern der Innenstadt zurzeit noch ein anderes Thema Sorgen bereitet: die mögliche Einführung von Parkgebühren. Wie berichtet, sollen die politischen Gremien der Stadt in Kürze die Erarbeitung eines Verkehrskonzeptes beschließen und in diesem Zusammenhang auch eine Parkraumbewirtschaftung in Erwägung ziehen.

"Auch wenn Lauenburg Konsolidierungsgemeinde ist: Die Einführung von Parkgebühren im direkten Innenstadtbereich wäre ein völlig falsches Signal und würde die letzten Kunden davon abhalten, in Lauenburg ihre Einkäufe zu tätigen", hält Storjohann entgegen. Er versuche besorgte Unternehmer zu beruhigen: "Ich verweise auf die klare Aussage von Bürgermeister Andreas Thiede gegenüber dem WVL-Vorstand, dass Parkgebühren im Innenstadtbereich nicht infrage kämen", so Storjohann.

Aber nicht nur deshalb hält er die Einführung von Parkgebühren zum jetzigen Zeitpunkt für sehr unwahrscheinlich: "Die Anschaffung der Parkscheinautomaten ist so teuer, dass die sich bei der Kundenfrequenz in den Geschäften der Innenstadt wohl kaum amortisieren würden. Also macht das auch aus wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn", ist er überzeugt. Wenn Politik und Verwaltung überhaupt Parkgebühren in Erwägung ziehen sollten, dann aus seiner Sicht höchstens auf Dauerparkplätzen, beispielsweise am Schüsselteich.

Aus Konsolidierungsgründen vor den noch bestehenden Läden Parkscheinautomaten aufzubauen wäre für die Einzelhändler eine Katastrophe und aus Sicht der Stadt "zu kurz gesprungen". Noch mehr Lauenburger würden dann beispielsweise eher nach Geesthacht fahren, um einzukaufen - fatal auch aus wirtschaftlicher Sicht. "Jeder Händler, der aufgeben muss, weil Kunden wegbleiben, zahlt keine Gewerbesteuern mehr", macht Storjohann eine einfache Rechnung auf.

In Stein gemeißelt sei die Ablehnung aber nicht. "Wenn die Innenstadt nach einem stimmigen Konzept ein neues Gesicht bekommt, werden sich neue Geschäfte ansiedeln und Kunden von außerhalb nach Lauenburg kommen. Dann kann man erneut über Parkgebühren nachdenken. Aber man darf nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun", sagt der WVL-Chef.