G-Breaker: Trainer steht mit US-Star Usher auf der Bühne

Mancher Traum nimmt in Lauenburg seinen Anfang - so wie der von Ömer Kilic. Begonnen hatte alles vor zehn Jahren, als er mit Bruder Velit die G-Breaker gründete. Erst drei Jahre zuvor war Familie Kilic aus dem Libanon nach Deutschland geflohen und nach einem kurzen Aufenthalt in einem norddeutschen Flüchtlingsheim in die Elbestadt gekommen. "Ihr könnt in Deutschland alles schaffen, wenn ihr fleißig seid", hatten die Eltern den Jungen damals gesagt. Das hat sich beiden eingeprägt. Am Sonnabend stand der mittlerweile 23-jährige Ömer mit dem weltbekannten US-Rapper Usher auf der Bühne.

Es ist Montagvormittag, und Ömer Kilic sitzt in seiner kleinen Werkstatt am Büchener Weg. Vor sich Schuhe, die er noch reparieren muss, der Kunde will sie nachher abholen. Er wundert sich über die Frage, warum er nach dem aufregenden Wochenende schon wieder in seinem Laden sitzt. "Alles, was ich bisher erreicht habe, habe ich nur durch zuverlässige Arbeit geschafft. Ich bin stolz auf meinen Auftritt, aber deshalb kann ich doch nicht meine Kunden vernachlässigen."

Trotzdem fliegen seine Gedanken heute immer wieder zum Treffen mit seinem Idol Usher, das erst wenige Stunden her ist. Vor etwa drei Monaten hatte der Konzertveranstalter sich bei Bruder Velit - der die G-Breaker mittlerweile managt - gemeldet und den Auftritt mit dem mehrfachen Grammy-Preisträger Usher in Aussicht gestellt. "Ich habe jeden Tag zwei Stunden lang passende Moves trainiert. Ich wusste ja, dass er sich vor seinem Auftritt mehrere Breakdancer anschauen würde, und schließlich wollte ich mein Bestes geben", erzählt Ömer, der das Ganze anfangs für einen Scherz gehalten hatte.

Dass es am Ende dann doch nicht ganz für den großen Auftritt vor 16 000 Zuschauern gereicht hat, sei nicht wichtig. "Ich bin bis in die Runde gekommen, als es um den Soundcheck ging. Und ich stand mit Usher auf der Bühne. Das ist das Großartigste, was ich bisher erlebt habe", schwärmt Ömer. Auch seine Familie sei stolz, besonders natürlich sein ein Jahr älterer Bruder Velit. "Mama und Papa freuen sich auch für mich", sagt er, aber sie hätten auch etwas Angst, dass er die Bodenhaftung verlieren könnte. So etwas gebe es nämlich bei Familie Kilic nicht.

Doch auch nachdem die G-Breaker 2012 vor 14 000 Zuschauern mit Kool Savas und Xavier Naidoo auftraten, sind Velit und Ömer bescheiden geblieben. Die Regeln der Lauenburger Breakdancer gelten auch für Trainer und Manager. "Wir sagen schon zu unseren jüngsten Mitgliedern: Erst kommt die Schule, dann das Training" - da ist Trainer Ömer ganz streng. Alkohol und Drogen seien natürlich tabu, und das Wichtigste überhaupt sei Respekt - auch gegenüber den Eltern.

Wenn Ömer heute den Nachwuchs trainiert, denkt er an seinen eigenen Anfang. Er war gerade nach Deutschland gekommen, und nicht nur die Sprache war fremd. Manchmal sah er Michael Jackson im Fernsehen - versuchte wieder und wieder dessen Tanzstil zu kopieren. Einmal ging der Fernseher dabei zu Bruch, die Leidenschaft fürs Tanzen blieb. Manchmal erzählt er seinen Schützlingen davon und hofft, dass sie ihm glauben, wenn er sagt: "Mit Arbeit, Disziplin und dem Rückhalt der Familie kann man jedes Ziel erreichen"