Ärztehaus: Mieter richten ihre Praxisräume ein - Orthopäde weiterhin nicht in Sicht

"Endlich haben wir freie Sicht", sagt Michael Pokern mit Blick auf die Gerüstbauer, die vor dem Fenster gerade die Baugerüste abbauen. Er und seine Frau Franziska haben die Praxis für Physiotherapie im neuen Ärztehaus an der Alten Wache inzwischen eingerichtet: moderne Trainingsgeräte, computergesteuerte Apparaturen und ein stimmiges Farbkonzept in Rot und Grau fallen ins Auge. Anfang März wollen sie mit vier Mitarbeitern die Praxis eröffnen - zusätzlich zu der bereits in Hohnstorf bestehenden. Lauenburg sei eine Herausforderung gewesen, die sie gereizt habe, sagen beide. Nicht zuletzt deshalb, weil Architekt Rafi Bakhsh immer ein offenes Ohr für Sonderwünsche gehabt habe. Schließlich müsse die Einrichtung von 200 Quadratmeter Praxisfläche gut überlegt sein. Insgesamt 150 000 Euro hat Familie Pokern investiert.

Seit einigen Tagen sind kaum noch Baufahrzeuge, dafür aber die großen Laster von Einrichtungshäusern vor dem Gebäude zu sehen. Neben den Physiotherapeuten werden jetzt nach und nach die beiden Allgemeinmediziner und der Gynäkologe ihre angemieteten Flächen beziehen. Auch die Inneneinrichtung der Apotheke im Erdgeschoss ist in vollem Gange. Rund 2,5 Millionen Euro hat die Raiffeisenbank insgesamt in das moderne medizinische Fachzentrum investiert.

Doch es gibt einen Wermutstropfen: Die 120 Quadratmeter große Fläche im Obergeschoss, die für einen Orthopäden vorgesehen ist, wird wohl vorerst weiter leer stehen. Wie berichtet, war der Facharzt wieder abgesprungen, weil die Zulassungskommission der kassenärztliche Vereinigung für Lauenburg nur eine halbe Stelle bewilligt hatte. Selbst ein einmütiges, politisches Votum konnte daran nichts ändern.

Noch im November vergangenen Jahres hatte Bürgermeister Andreas Thiede im Interview mit unserer Zeitung gesagt: "Die Hoffnung, einen Orthopäden nach Lauenburg zu bekommen, besteht, weil wir einem Gesundheitsanbieter zu einer Kooperation in China verholfen haben. Im Gegenzug soll der Orthopäde kommen." Zu diesem Zeitpunkt gab's die Stelle aber gar nicht mehr. "Die wurde wieder ausgeschrieben und ist im September 2014 an den einzigen Bewerber vergeben worden. Die Stelle ist nach Geesthacht gegangen", erklärte Marco Dethlefsen, Sprecher der Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein gegenüber unserer Zeitung. Kleiner Hoffnungsschimmer: Wenn der Geesthachter Orthopäde seine Praxis bis zum 1. April nicht eröffnet und auch keine Verlängerung beantragt, wäre die halbe Stelle wieder frei.