Fluthilfe: Nach 18 Monaten kann Ulf Kersling jetzt endlich die Sanierung seines Hauses vorantreiben

Ein Betonmischer steht vor der Tür, und Ulf Kersling kann es noch gar nicht glauben. "Endlich geht es weiter. Das ist ein Meilenstein", freut sich der Hamburger Lehrer. Der Fußboden in seinem Haus an der Elbstraße 151 wird gegossen - gute Aussichten, dass die Flutschäden vom Juni 2013 nun vollends beseitigt werden können.

"Was wir mit der Sanierung alles erlebt haben, darüber könnte ich ein Buch schreiben", sagt Ulf Kersling. 2011 hatten er und seine Frau das Haus in der Lauenburger Altstadt gekauft. Die drei Wohnungen vermieteten die Hamburger. Doch erst hinterließen Mietnomaden Schulden und einen Berg Müll. Ein Jahr später kam die verheerende Flut. 18 Monate des Bangens und Wartens liegen hinter den Kerslings - und viele, viele Termine mit Handwerkern, Gespräche mit Ämtern.

Doch in erster Linie ist Ulf Kersling jetzt erleichtert und dankbar: Zu 80 Prozent wird die Sanierung seines Hauses gefördert. Zunächst war der Schaden auf 100 000 Euro geschätzt worden. Gekostet haben die Arbeiten aber letztlich mehr als das Doppelte. Das liegt auch daran, dass der Denkmalschutz berücksichtigt werden muss. "Uns ist bei den Arbeiten zum Beispiel eine Wand eingestürzt, weil das Fundament abgesackt war", erzählt der Bauherr. Dafür musste noch einmal ein Extra-Antrag in Kiel gestellt werden. "Und wir durften nicht einfach irgendeine neue Wand bauen, sondern es musste wieder eine Fachwerkwand sein", so Kersling. Statt 20 000 also 45 000 Euro. Doch das Schlimmste war der Schreck: Kersling befand sich mit einigen Handwerkern im Haus, als es plötzlich rumste. "Das war am 23. Dezember. Ich bin dann schnell los, Baustützen zu besorgen." Denn oben wohnen weiterhin Mieter. "Wo hätten die denn einen Tag vor Weihnachten hingesollt?", fragt Kersling.

Oder die Flutschutzklappen für die Kellerfenster - allein die haben über 9000 Euro gekostet, zeigt der Hausbesitzer in seinen Unterlagen. Ellenlange Listen, in denen jede einzelne Ausgabe auftaucht. "Für jedes Gewerk braucht man drei Ausschreibungen, um die Förderung zu bekommen. Das ist mit viel Zeitaufwand verbunden", erzählt Kersling.

Auch den alten Holzfußboden durfte er laut Vergaberichtlinien nicht einfach erneuern. Stattdessen gibt es jetzt wasserundurchlässigen Beton mit einer speziellen Dämmschicht und Gussasphaltdecke. "Weil das zu schwer ist, musste ein Statiker ran - wieder zusätzliche Kosten", so Kersling.

Inzwischen seien alle Ersparnisse der Familie aufgebraucht, er müsse nun wohl doch einen Kredit aufnehmen. Denn 80 Prozent Förderung für eine über 200 000 Euro teure Sanierung - das sei zwar viel. Aber man sehe so einen Bewilligungsbescheid auch mit einem weinenden Auge. "Denn das bedeutet ja, dass man 20 Prozent selbst bezahlen muss", sagt der 50-Jährige. Geärgert hat Kersling sich manchmal über Gesprächspartner im Kieler Ministerium: "Da hieß es dann, wir sehen doch nicht ein, dass wir Hamburgern jetzt ihr Wochenendhaus in der Lauenburger Altstadt finanzieren."

Trotzdem sind die Kerslings glücklich: Endlich geht es voran. Sie hoffen, die Erdgeschosswohnung Mitte des Jahres wieder vermieten können.

Viele Hausbesitzer, die vom Hochwasser betroffen waren, haben bisher keinen Antrag auf Fördermittel aus dem Fluthilfefonds gestellt - die meisten, weil sie fürchten, den Eigenanteil nicht finanzieren zu können. "Ich kann nur dazu raten", sagt Ulf Kersling. Doch die Zeit wird knapp. Die Frist, die bereits verlängert wurde, läuft am 31. März aus. Informationen gibt es im Fluthilfebüro an der Elbstraße 52, (0 41 53) 5 50 99 13. Öffnungszeiten: Dienstag 13 bis 18 Uhr, Donnerstag 9 bis 11 und 14 bis 17 Uhr.