Interview: Ex-Stipendiatin Claire Walka erhielt für ihre Dokumentation jetzt einen Preis in Brasilien

2010 war Claire Walka Stipendiatin im Lauenburger Künstlerhaus, 2013 drehte sie einen Kurzfilm über das "Hotel Bellevue" (wir berichteten), der unter anderem bei den Nordischen Filmtagen in Lübeck gezeigt wurde. Jetzt ist der 25-minütige Streifen sogar in Brasilien ausgezeichnet worden. Auf dem Mostra Internacional de Cinema de Amazonia erhielt er den ersten Preis als "Bester Kurz-Dokumentarfilm". "Wir freuen uns sehr darüber", sagt Hotel-Chefin Debora Timm, die aus Brasilien stammt und die portugiesischen Untertitel für Walkas Film formulierte.

Wir sprachen mit der Regisseurin.

Wie sind Sie darauf gekommen, einen Film über das "Hotel Bellevue" zu machen?

Als ich es zum ersten Mal betrat, fühlte ich mich sofort in die Vergangenheit zurückversetzt. Ich überlegte, welchen inszenierten Kurzfilm man dort drehen könnte. Aber als ich mehr erfuhr, wurde mir klar, dass das Hotel selbst eine Geschichte zu erzählen hat.

Was hat Sie daran besonders berührt?

Die Atmosphäre, sehr ruhig und entspannt, ein wenig entrückt, man kann nostalgisch werden. Oder seine Gedanken schweifen lassen, während man bei einem Kaffee auf die Elbe schaut. Man spürt auch sofort, dass das Hotel eine Geschichte hat. Dass es seit Langem als Familienbetrieb geführt wird, fand ich auch sehr interessant.

Haben Sie aus Lauenburg noch andere Themen mitgenommen? An was erinnern Sie sich gern?

Als Literaturstipendiatin habe ich mir viele Notizen gemacht, zum Beispiel Alltagsbeobachtungen gesammelt. So sind Fragmente entstanden, die auch in neue Texte einfließen. Im Künstlerhaus zu leben und ganz in Ruhe schreiben zu können, war sehr schön. Auch den Kontrast zwischen Ober- und Unterstadt fand ich interessant.

Welche Zuschauer können und wollen Sie erreichen?

Ich hätte nichts dagegen, meine Filme im Fernsehen zu zeigen. Aber die Sender bieten leider wenig Raum für Filme, die keine klassische Sendelänge haben. Welche Zuschauer ich erreichen will, hängt immer vom Projekt ab. "Hotel Bellevue" ist ein Film für Jung und Alt, für Menschen, die an der Region und deren Geschichte interessiert sind.

Was bedeuten Filmfestivals oder Preise für Sie?

Es gibt noch immer nicht viele Plattformen für Kurzfilme, darum sind Filmfestivals wichtig, um den Film überhaupt in die Öffentlichkeit zu bringen. Es ist natürlich auch spannend, wenn ein Film in einem Land läuft, das eine ganz andere Kultur hat. Durch die Digitalisierung gibt es aber immer mehr Kurzfilme, man muss auch viele Absagen einstecken. Dann bestärkt ein Preis darin, weiterzumachen, man hat das Gefühl, dass sich die viele Zeit und Arbeit gelohnt hat.

Was ist für Sie das Besondere am Kunstmedium Film?

Dass man verschiedene künstlerische Elemente verbindet - Bild, Text, Ton, Musik. Man kann einen persönlichen Fokus setzen, den Zuschauer auf mehreren Ebenen ansprechen, emotional und rational. Durch die richtige Kombination von Bildern lässt sich vieles zwischen den Zeilen erzählen.

Woran arbeiten Sie zurzeit?

Momentan nutze ich meine freie Zeit wieder zum Schreiben. Ansonsten arbeite ich als Cutterin für Reportagen oder Fernsehbeiträge.

Und gibt es Ideen für neue Projekte?

Ich bin noch auf der Suche nach einem Thema für den nächsten Dokumentarfilm.

Während der Lauenburg Kulturnacht wird der Film noch einmal gezeigt: Am 7. März um 19 Uhr im Künstlerhaus.