Hilfe für Flüchtlinge: 80 Teilnehmer beim Runden Tisch “Willkommen in Lauenburg“

Fast 100 Flüchtlinge leben in Lauenburg - und ihre Zahl wird weiter wachsen. Freie Wohnungen gibt es zwar noch, doch mit der Unterbringung ist es nicht getan. Die Neuankömmlinge brauchen auch Ansprechpartner, die ihnen im Alltag helfend zur Seite stehen. Ehrenamtliche für diese Aufgabe zu gewinnen, war das Anliegen des Runden Tisches, zu dem die Verwaltung unter dem Motto "Willkommen in Lauenburg" eingeladen hatte. Und die Resonanz war groß: Rund 80 Interessierte kamen in die Albinus-Gemeinschaftsschule, um sich zu informieren und erste Ideen zu entwickeln.

"Lassen Sie uns die Integration von Flüchtlingen als Chance begreifen, damit unsere kleine Lauenburg-Welt ein Stück bunter werden kann", begrüßte Uwe Frensel, Vorsitzender des Sozialausschusses, die Gäste und verwies auf die Flüchtlinge, die nach 1945 hier eine neue Heimat fanden - dies habe Lauenburg mehr genützt als geschadet. Mustafa Barakzai beeindruckte die Versammlung mit seinen Deutschkenntnissen. Vor eineinhalb Jahren kam er mit seiner Frau, seiner Mutter und drei Kindern nach Lauenburg. "In Afghanistan haben wir unser großes Haus verkauft, um die Flucht bezahlen zu können", erzählte der 31-Jährige. Er sei glücklich, jetzt hier zu leben und hoffe, bald arbeiten zu können.

Wie wichtig die Hilfe für Flüchtlinge ist, betonte Torsten Döhring, Flüchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein, der rund eine Stunde lang mit Zahlen und Fakten rund um das Asylverfahren aufwartete. "50 bis 70 Prozent der einreisenden Flüchtlinge werden dauerhaft in Schleswig-Holstein bleiben. Da macht es Sinn, sich frühzeitig um ihre Integration zu kümmern", so Döhring. Ein großes Problem sei zurzeit, dass die Flüchtlinge oft nach wenigen Tagen aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Neumünster auf die Kreise verteilt würden, so Döhring. Sie sprechen kein Deutsch, müssen aber zum Anhörungsverfahren wieder pünktlich in Neumünster erscheinen - allein das ist schon sehr schwierig.

Dass Ehrenamtliche hier gute Unterstützung leisten könnten, wurde anschließend deutlich, als an sechs Thementischen Ideen gesammelt wurden. So bot dort jemand gleich Fahrten nach Neumünster an. Dr. Werner Konstantin von Hoerschelmann, früher Vorsitzender der Kindernothilfe, möchte dagegen gerne mit Sprachunterricht helfen. "Ich bin selbst Flüchtlingskind, als Sechsjähriger auf der Flucht von Posen nach Niedersachsen fast erfroren", erzählt der Basedower. Rosemarie Meyn aus Hohnstorf ist Altenpflegerin und Erzieherin, jetzt in Rente. "Ich möchte gerne helfen", sagte sie. Das könnte zum Beispiel durch die Begleitung bei Behördengängen und Arztbesuchen geschehen. Damit es dabei auch mit der Sprache klappt, versprach Kara Ramazan von der türkisch-islamischen Gemeinde Lauenburgs, eine Liste mit möglichen Dolmetschern zusammenzustellen.

Am Tisch "Freizeit und Sport" schlug Martin Merlitz, Sprecher der Lauenburger Grünen und aktiv bei "Equipe Europa", Radtouren vor, damit die Flüchtlinge ihre Umgebung erkunden können. Wenn man Fahrräder für sie organisiere, könnte das die Mobilität verbessern, wurde die Idee gleich weiter gesponnen. "Ich würde gerne mit Kindern backen", erklärte der gelernte Bäckermeister Olaf Konow. Und auch über die kostenlose Teilnahme von Flüchtlingen in Sportkursen wurde diskutiert.

Familienpatenschaften, Schwimmunterricht oder gemeinsames Kochen - auch diese und viele andere Ideen standen zum Schluss auf den Papiertischtüchern. Vieles davon kann auch ohne große Kosten verwirklicht werden, wenn Ehrenamtliche helfen. Sie erhalten lediglich eine Aufwandsentschädigung, sind aber während ihres Einsatzes versichert, wie Thomas Burmester, Leiter des Bürgeramtes, zuvor erklärt hatte.

"Dies war ein Anfang", sagte Stadtjugendpflegerin Friederike Betge zum Schluss. Sie hatte den Abend mit dem Arbeitskreis Jugend vorbereitet und kündigte gleich das nächste Treffen an. Am 2. März soll das ehrenamtliche Engagement konkreter geplant werden. Beginn ist um 19 Uhr im Jugendzentrum, Reeperbahn 2a.