Rufer-Platz: Vorbild für Farbgestaltung

"Grau, grau, grau sind alle neuen Teile"- könnte man in Abwandlung eines alten Kinderliedes in der Lauenburger Altstadt singen. Und tatsächlich: hier ein Blumenkübel, dessen Naturholz einen grauen Anstrich bekam, dort ein neues Garagentor im gleichen Farbton und ein paar Meter weiter eine verzinkte, graue Terrassenabtrennung. Deren Eigentümer hatte sich extra alte Ziegelsteine besorgt, die sie allerdings nicht verbauen durften. Unser Bericht über das mausgraue Bücherhäuschen für den Ruferplatz heizte die Diskussion unter den Anwohnern dann endgültig an. Die Stadt sollte sich "Grauenburg" nennen, spotteten die Kritiker und verdächtigten die untere Denkmalschutzbehörde in Ratzeburg, für die Farbenvorschrift verantwortlich zu sein.

"Unsere Mitarbeiter des zuständigen Fachdienstes haben nichts mit dem angestrichenen Blumenkübel zu tun und haben auch keine Farbanweisung für das Bücherhäuschen gegeben", versichert Karsten Steffen, Sprecher der Kreisverwaltung, gegenüber unserer Zeitung.

Wie es stattdessen zu der umstrittenen Anweisung kam, bauliche Veränderungen in grau kenntlich zu machen, erklärt der Leiter für Stadtentwicklung Reinhard Nieberg: "Im Denkmalschutzbereich muss deutlich zu erkennen sein, was historisch ist und was neu errichtet wurde. Es kann also nicht sein, dass für ein ersetztes Garagentor eine Farbe gewählt wird, die historisch anmutet." Der für solche Zwecke stattdessen zum Einsatz kommende graue Farbton sei das Ergebnis einer "verwaltungsinternen Diskussion" gewesen. "Wir haben uns bei der Neugestaltung des Rufer-Platzes auf den RAL-Farbton DB 703 geeinigt", so Nieberg.

Die Gestalter des Rufer-Platzes hatten Ähnliches im Jahre 2003 wohl auch im Sinn. "Die Bänke, vom Architekten entworfen, unterstützen die Neuinterpretation des Rufer-Platzes. Sie sollen als zeitgemäßes Stadtmobilar richtungsweisend sein", steht auf dem Info-Schild zum Platz, dessen Rahmen grau ist, wie das Gestell besagter Bänke.

Festgeschrieben ist der zu verwendende Farbton bisher in keiner Verwaltungsvorschrift. Das dürfte sich jedoch bald ändern, denn bis April soll eine neue Gestaltungssatzung für die Altstadt verabschiedet werden. "Darin werden auch farbliche Gestaltungsrichtlinien definiert", kündigt Nieberg an.

Im Januar 2013 gab es zum Entwurf eine erste Informationsveranstaltung. Das folgende Hochwasser bremste die Diskussion aber wieder aus. Bürgermeister Andreas Thiede sagte jedoch damals schon: "Ich gehe fest davon aus, dass die Satzung, die letztlich die Lauenburger Stadtvertretung beschließen wird, anders aussieht, als der jetzige Entwurf."