Lauenburg (du). Mit der Inszenierung des Stückes “Nach der Wolke“ ist Andreas Püst eine Meisterleistung gelungen.

Er hat es nicht nur geschafft, seine jugendlichen Laienschauspieler auf ein beeindruckendes Niveau zu bringen, auch mit dem Schritt ins Erlebnistheater ging er weit über das hinaus, was das Publikum erwartet hatte. Und so war es eine ungewöhnliche und erfolgreiche Premiere, die am Freitagabend gefeiert wurde.

Die Anforderungen, die das Stück (frei nach dem Jugendroman "Die Wolke" von Gudrun Pausewang) an die Kreativität des Regisseurs und die schauspielerischen Fähigkeiten seiner 15 Darsteller stellte, waren enorm. "Es ist schwer, eine Explosion in einem Kernkraftwerk für die Bühne nachvollziehbar zu machen", so Lauenburgs Theaterchef Andreas Püst. Sein ehrgeiziges Projekt wurde durch das Programm "Kultur macht stark" gefördert.

In acht Monaten Probezeit haben die Schüler des Theater-Jugendklubs sich intensiv mit den Katastrophen in Tschernobyl und Fukushima beschäftigt. Das war ihnen deutlich anzumerken, als sie ihr Publikum in einer fiktiven radioaktiv verseuchten Zone begrüßten. So wurden Zuschauer zu "Katastrophentouristen", und es gab zunächst einmal kein bequemes Sitzen in Theatersesseln. Unter der Führung der jungen Schauspieler ging es in die Hitzler-Werft, wo ein Reaktorraum nachgestellt war. Die "Touristen" mussten in einem völlig dunklen, engen Bunker einige Minuten ausharren, bis sie zur "Gedenkstätte" geführt wurden. Dort erwartete sie eine Wand mit unzähligen Namen von Verstorbenen. "Das sind die Namen meiner Eltern. Sie sind an Leukämie gestorben. Ich hoffe, dass die Krankheit bei mir nicht ausbricht", sagte einer der "Fremdenführer".

Zurück im Theater fand das Publikum Verkaufsstände mit selbst gebastelten Sachen, Tee und anderen Kleinigkeiten vor, die von den verstrahlten "Zonies" angeboten wurden. Ein besonderer Schwierigkeitsgrad für die jungen Schauspieler, die in ihrer Rolle bleiben mussten, obwohl sie ihre eigenen Familienangehörigen ansprachen, die zur Premiere gekommen waren. Sie meisterten diese Herausforderung mit Bravour. "Ich hatte zeitweilig das Gefühl, als ob alles Wirklichkeit wäre", sagte Sven Hinrichsen aus Echem.

Im zweiten Teil standen die Schauspieler auf der Bühne, im Hintergrund Bilder von Opfern der Atomkatastrophen. Die Schauspieler stellten erneut ihr Können unter Beweis - fröhlich, depressiv, aggressiv, ängstlich und resigniert in einem Atemzug. "Das war ein hartes Stück Arbeit, aber sie haben es geschafft. Ich bin unheimlich stolz auf jeden Einzelnen", so das große Lob von Theaterchef Püst. Die Zuschauer - wegen der Enge im dunklen Raum können es nicht mehr als 40 pro Vorstellung sein - spendeten beeindruckt Applaus. Im Februar wird es weitere Vorstellungen geben.