Maxgrund: Falschparken: Barbara Wiese fühlt sich von Bürgervorsteher Bernd Dittmer schikaniert

"Ich bin sicher, niemanden zu behindern", sagt Barbara Wiese und zeigt auf ihren silbergrauen Kleinwagen, den sie dicht an der Hauswand geparkt hat. Die 65-Jährige wohnt im Maxgrund und begeht gerade eine Ordnungswidrigkeit, denn dort, wo ihr Auto steht, gilt "Eingeschränktes Halteverbot". Das hat auf der schmalen Straße auch fast überall Sinn, denn im Ernstfall könnte es sonst für Rettungsfahrzeuge ziemlich eng werden. Doch das Auto der Rentnerin steht in einer Ausbuchtung - nicht mal eine Daumenlänge wird die Straße dadurch enger. In regelmäßigen Abständen kassiert Barbara Wiese für diese Verfehlung "Knöllchen" - in dieser Woche stellte das Ordnungsamt der Stadt einen Bußgeldbescheid über 43,50 Euro aus.

Ein Alternative hat Barbara Wiese aber nicht: "Ich kann mein Auto nicht unten an der Hafenstraße abstellen und jedes Mal den steilen Maxgrund hinaufkraxeln", sagt die Rentnerin, die aufgrund diverser gesundheitlicher Probleme zu 70 Prozent schwerbeschädigt ist. Auf ihr Auto zu verzichten, kommt für sie ebenfalls nicht infrage. "Ich betreue seit Jahren in Geesthacht ehrenamtlich eine über 80-jährige Dame. Da diese an Demenz erkrankt ist, würde sie keine andere Unterstützung als mich akzeptieren. Ich besuche sie täglich, und dafür bin ich auf mein Auto angewiesen", sagt Barbara Wiese und ist sich sicher: "Die Knöllchen sind reine Schikane. Die Politessen haben mir gegenüber sogar bestätigt, dass sie extra geschickt werden, um zu kontrollieren, ob ich an dieser Stelle parke."

Es ist allerdings nicht irgendein Nachbar, der sie bei der Verwaltung "anschwärzt" - auf dem Bußgeldbescheid aus dieser Woche ist ein Zeuge angegeben: Bernd Dittmer. Dieser ist nicht nur ebenfalls Bewohner der Straße Maxgrund, sondern auch Lauenburgs Bürgervorsteher. Mehrfach hatte er in der Vergangenheit das Thema während der Sitzungen der Fachausschüsse zur Sprache gebracht und die Verwaltung gebeten, sich darum zu kümmern. "Das kann ich nicht verstehen. Herr Dittmer kennt meine Situation und als Bürgervorsteher sollte er sich doch eher für meine Belange einsetzen, als seinen Draht zur Verwaltung zu nutzen, um mir zu schaden", ärgert sich Barbara Wiese. Seit mehr als zwei Jahren würde der Zwist nun schon bestehen.

In ihrer Not hat sie jetzt Bürgermeister Andreas Thiede um Hilfe gebeten. "Ich habe ihm Fotos auf den Tisch gelegt, damit er sich selbst ein Bild machen kann. Er hat mir versichert, dass er auch nicht erkennen kann, dass ich mit meinem Auto andere Verkehrsteilnehmer behindern würde", freut sie sich - und hofft nun auf eine gütliche Einigung.

"Formal gesehen, hat der Bürgervorsteher natürlich Recht: Frau Wiese dürfte an dieser Stelle nicht parken. Nachdem ich aber die Fotos gesehen habe, bin ich auch der Meinung, dass sie dort niemanden behindert. Auch aufgrund ihrer persönlichen Situation werden wir versuchen, eine Lösung zu finden", sagte Thiede gestern gegenüber unserer Zeitung. Verwaltungsintern soll nun geprüft werden, ob die Verkehrsregelung geändert werden kann. Nicht ausgeschlossen also, dass Barbara Wiese bald mit gutem Gewissen vor ihrem Mietshaus parken kann.