Awo-Sozialstation beteiligt sich an Modellprojekt - Ziel: Fremde Kulturen kennenlernen

Hier sind Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln willkommen - das ist die Botschaft, die die Sozialstation der Arbeiterwohlfahrt in Lauenburg aussenden möchte. Sie ist einer von neun Pflegebetrieben in Schleswig-Holstein, die am Modellprojekt "Willkommen Vielfalt" teilnehmen. Initiatoren sind das Institut für berufliche Aus- und Fortbildung und die Awo Schleswig-Holstein. Das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung und die Robert-Bosch-Stiftung fördern das Projekt.

"Auch hier in Lauenburg haben wir inzwischen viele Pflegende und Pflegebedürftige mit Migrationshintergrund", sagt Silvia Hennig, Leiterin der Sozialstation. Das bereichere die Arbeit, bringe aber auch neue Herausforderungen mit sich. So gebe es manchmal kulturelle und sprachliche Probleme. Ältere Einwanderer nähmen deutlich seltener Dienste der Altenhilfe in Anspruch. Denn bei der Pflegeberatung gibt es Infomaterial bisher nur in deutscher Sprache, so dass ausländische Familien oft schwer verstehen, welche Dienste die Sozialstation anbietet. Andererseits würden die Bedürfnisse von Senioren mit ausländischen Wurzeln noch zu wenig berücksichtigt. "Türkischstämmige Kundinnen würden sich niemals von einem Mann waschen lassen. Oder wir stehen vor der Frage, wie wir Unfallrichtlinien einhalten können, wenn wir bei einem Kunden mit muslimischem Hintergrund die Wohnung nicht mit Schuhen betreten sollen", erläutert die Stationsleiterin.

Von der Teilnahme am Projekt erhofft sie sich Anstöße für die Zusammenarbeit mit ihren ausländischen Mitarbeiterinnen und besseren Kontakt zu möglichen Kunden der Sozialstation. 225 Menschen werden derzeit betreut, hinzu kommen 16 Gäste in der Tagespflege. Sie werden künftig ab und zu mit der Auszubildenden Leyla Novruzova aus Aserbaidschan kochen und so Gerichte und Bräuche aus dem fremden Land kennenlernen. "Ich liebe meinen Job, helfe gerne Menschen", sagt die 22-Jährige. Auch eine türkische und eine russische Kollegin gibt es im Team - es sollen noch mehr werden. Denn das Modellprojekt soll den Pflegeberuf für Menschen mit Migrationshintergrund attraktiver machen. "Hier gibt es noch ein großes Potenzial", sagt Silvia Hennig. Künftig will sie auch Mitarbeiter mit ausländischer Muttersprache für Dolmetschertätigkeiten heranziehen oder sie über Bräuche ihrer Herkunftsländer berichten lassen. Denn voneinander zu lernen, ist ein weiteres Ziel des Projektes.

Die Sozialstation konnte für eine Pflegeeinrichtung einspringen, die aus dem Projekt ausschied - es läuft noch ein halbes Jahr. Die Lauenburger bekommen nun einen Zuschuss, so dass sie einen Mitarbeiter für einige Stunden in der Woche für diese besonderen Aufgaben freistellen können.