Bauernhof: 160 Hektar Fläche, 150 Tiere - und schöne Momente

Hier ist die Welt noch in Ordnung, und das nicht nur morgens um sieben, wenn Landwirt Holger Riege (44) die 150 Milchkühe melkt. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Heike (42) betreibt er den 160 Hektar großen Bauernhof mit 100 Hektar Acker- und 50 Hektar Grünfläche sowie zehn Hektar Wald. Sohn Hendrik (16) hilft bei der Arbeit ebenso wie Großvater Horst Riege.

"Wir leben im Einklang mit der Natur. Wir sehen die Kälber aufwachsen, säen und ernten. Ich habe einen Traumberuf", sagt Holger Riege zufrieden und freut sich zugleich über die Berufswahl seines Sohnes: "Hendrik beginnt im kommenden Jahr eine landwirtschaftliche Ausbildung und wird dabei auf drei verschiedenen Höfen Erfahrungen sammeln."

Die Töchter Hannah (14) und Hilke (13) haben mit der Berufswahl noch Zeit, jedoch erzählt Mutter Heike: "Hannah liebt Tiere und wird demnächst ein Praktikum bei einem Tierarzt machen." Ein Tierarzt ist bei den Rieges übrigens selten zu Gast, bei den etwa 150 Kalbungen im Jahr, wird er nur zwei bis drei Mal gebraucht, die meisten Tiere kalben allein.

Die Kälber bleiben einen Tag bei der Mutter, anschließend werden sie in den geschützten Boxen fünf Tage mit der Muttermilch, danach mit Milchpulver großgezogen. Die weiblichen Kälber verbleiben auf dem Hof, die männlichen werden verkauft.

Anhand der Fußmanschette werden die Daten der Kühe auf einem Handgerät angezeigt, ebenso die Menge der gemolkenen Milch. 35 Kilogramm Frischmasse erhalten die Kühe als Grundfutter, das sind insgesamt täglich 5,25 Tonnen. Je nach Milchleistung gibt es zusätzliches Futter pro Kuh. Besonders charmant: Alle Kühe auf dem Hof haben einen Namen.

Familie Riege geht es gut: Auf dem Acker wachsen Gerste, Weizen, Raps und Zuckerrüben sowie Silomais für die Kühe, der Wald wird an eine Jagdgenossenschaft verpachtet, der Holger Riege als Vorstand vorsteht.

Mit dem Wegfall der Milchquote ab 1. April 2015 rechnet Riege mit einer kurzzeitigen Senkung des Milchpreises aufgrund höherer Produktion von drei bis fünf Prozent. "In 2015 gehe ich bei gleichbleibenden Kosten von geringeren Einnahmen aus. Wenn das nicht allzu lange dauert, kriegen wir es hin. Und wenn der Verbraucher bereit ist, höhere Preise zu zahlen." Allein ein vollautomatischer Melkstand kostet 5000 Euro, im Melkstall des Hofes stehen 20 davon.

Holger und Heike Riege sagen dennoch übereinstimmend: "Die schönen Momente überwiegen." In den Urlaub können sie nicht fahren, trotz der Melkhilfe und des Angestellten. Aber daran hängt auch nicht ihr Herz. In der Freizeit ist der Landwirt in der Jagdgenossenschaft und im Landwirtschaftlichen Verein sowie als Löschmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr Krüzen aktiv.

Mit Blick in die Zukunft sagt Holger Riege: "Meine größte Sorge ist, dass die Politik die Landwirtschaft zerreißt und diese untergeht. Wir treiben kein Schindluder, werden regelmäßig unangemeldet kontrolliert, und das ist auch gut. Aber wir wünschen uns ein besseres Zusammenspiel zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Leider wachsen die gegenseitigen Vorurteile und die Interessen klaffen immer mehr auseinander."