Konzept: Vorentwurf soll bis Ende 2015 stehen - Finanzierung der Maßnahmen weiter unklar

Das Misstrauen gegenüber der Kieler Landesregierung bleibt: Beim Informationsabend zum aktuellen Stand in Sachen Hochwasserschutz bekräftigten die Anwohner der Altstadt, die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Prof. Manfred Voigt vom wissenschaftlichen Beirat, der die Pläne für einen Hochwasserschutz begleitet hat, ihre Forderung nach der ausgewählten Variante C.

"Wir müssen aufpassen, dass wir nicht gelinkt werden", mahnte Jochen Wallmann, Hausbesitzer an der Elbstraße und CDU-Stadtvertreter. "Es ist die letzte Chance, die wir haben", sah er jetzt die Möglichkeit, endlich etwas für den Schutz der Altstadt vor den Fluten der Elbe erreichen zu können.

Die vom Hochwasser betroffenen Menschen trauen der Kieler Landesregierung noch immer nicht über den Weg, weil zusätzlich zu Variante C, die in Lauenburg in einem intensiven Planungsprozess entwickelt wurde, auch noch die Variante C1 geprüft wird. Unterschied: Bei Variante C1 entfällt die kostenintensive Spundwand samt sogenannter Sickerschürze. Ohne die, so die Befürchtung in Lauenburg und bei Professor Voigt, könnte sich das Wasser unter einer mobilen Schutzwand den Weg in die Häuser bahnen. "Die Untersuchungen zur Variante C dienen nur der Beruhigung. Die Zukunft der Lauenburg Altstadt ist ungewiss", warnte Voigt bei dem Treffen von etwa 50 Interessierten in der Heinrich-Osterwold-Halle.

Bauamtsleiter Reinhard Nieberg und sein Mitarbeiter Christian Asboe hatten zuvor den aktuellen Stand der Gespräche mit den übergeordneten Behörden in Ratzeburg, Kiel und Berlin vorgestellt. Die aktuelle Planung ist auf einen "Konstruktionswasserstand" von zehn Metern ausgerichtet. Im Juni 2013 stand das Wasser in der Altstadt 9,64 Meter hoch. Deichbrüche, Polderflutungen und Rückhaltemaßnahmen einmal ausgeschlossen, wäre das Elbwasser damals 73 Zentimeter höher in Lauenburg angekommen.

Der Vorentwurf zum Hochwasserschutz soll bis Ende 2015 abgeschlossen sein. "Dann wird es eine Entscheidung geben, auf der wir aufbauen können", sagte Nieberg. Der Bauamtsleiter hofft auf Variante C. Die Erkenntnisse aus den geologischen und hydrogeologischen Untersuchungen sollen dabei einfließen, sobald sie vorliegen.

Voigt traut den Planern des Landes nicht. "Warum soll denn die technische Infrastruktur hochwassertauglich verbessert werden, wenn es bei Variante C gar kein Hochwasser in der Straße mehr gibt", fragte er. Kritik gegenüber dem Land kommt auch vom Wasser- und Bodenverband. "Uns wurde die Zuständigkeit vom Land übergestülpt", sagte Vorsteher Wolfgang Genczik. Am 18. Dezember wird der Verband beraten, ob er sich um die Altstadt kümmern wird. Mindestens das Gehalt für einen Wasserbauingenieur, den der Verband zusätzlich beschäftigen müsste, würden die Grundstücksbesitzer dann als Mitgliedsbeitrag dem Verband bezahlen müssen.

Unklar ist trotz zahlreicher Gespräche noch immer, aus welchen Töpfen welche Maßnahmen bezahlt werden könnten und warum es zwischen Umweltminister Robert Habeck (Grüne) und dem CDU-Bundestagsabgeordneten Norbert Brackmann unterschiedliche Lesarten über Fördermittel des Bundes gibt. Der eigentliche Schutz vor Hochwasser, also die für erforderlich gehaltene Spundwand sowie mobile Schutzwände, könnte aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe Küstenschutz bezahlt werden, so Habeck. Der Eigenanteil betrüge dann 20 Prozent. Bisher wurde der Küstenschutz jedoch immer nur in der Unterelbe akzeptiert. Die Promenade an der Elbe könnte zu 90 Prozent vom Wirtschaftsministerium (Tourismusförderung) finanziert werden, den verbliebenen Teil müsste die Stadt tragen. Aus Mitteln der Städtebauförderung ließen sich dann Maßnahmen direkt an den Häusern oder deren Stützwänden zu 100 Prozent bezahlen.