Disziplinarverfahren: Ehemaliger Lauenburger Polizeichef von allen Vorwürfen freigesprochen

"Ich habe vier Jahre Psychoterror hinter mir", fasst Gerd Grundmann seine Gefühlslage zusammen. Jetzt aber hat es der ehemalige Lauenburger Polizeichef Schwarz auf Weiß: An den Vorwürfen, die im Dezember 2010 gegen ihn erhoben wurden, ist nichts dran. Das Innenministerium in Kiel hat festgestellt, dass seinerseits keinerlei Verfehlungen vorliegen.

Wie es genau zu Vorwürfen kam, kann sich der 62-Jährige nur zusammenreimen. Offiziell hieß es damals, es sei zu "Unregelmäßigkeiten in der Lauenburger Dienststelle" gekommen. Hinter vorgehaltener Hand munkelte man, Grundmann sei mit einem seiner Kollegen so heftig aneinander geraten, dass dieser sich mit vier weiteren Beamten zusammengetan habe. Akribisch hätten diese dann lange zurückliegende "Verfehlungen" ihres Vorgesetzten aufgelistet, um ihn abzusägen. Unter anderem soll es um einen aufgegessenen Schokoriegel gegangen sein, der aus einem Diebstahl stammte.

"Konkrete Vorwürfe habe ich selbst erst Wochen später über meinen Anwalt erfahren", sagt Grundmann. Für ihn steht fest: "Die Polizeiführung in Ratzeburg hat mich damals vorverurteilt." Das zunächst eingeleitete Strafverfahren sei nach kurzer Zeit eingestellt worden. Aber damit wurde das Disziplinarverfahren wieder aufgenommen. Es lief von März 2011 bis zu seinem Abschluss vor wenigen Tagen. Auch wenn der inzwischen pensionierte Polizeibeamte Verständnis für das Prozedere aufbringen kann, sei die Zeit "seelische Grausamkeit" gewesen.

"Aber auch solche Erfahrungen gehören zum Leben. Ich habe gelernt, Menschen nicht mehr so leicht zu vertrauen", sagt Grundmann, der mittlerweile mit seiner Frau in Lüneburg lebt. Positives habe die Sache für ihn aber auch gebracht: "In solchen Situationen erkennst du, wer wirklich dein Freund ist." Nicht nur seine Familie habe ihm in dieser Krise Halt gegeben, auch ehemalige Kollegen. "Vor denen ziehe ich besonders den Hut. Sie haben auch in Befragungen immer wieder klar gemacht, dass an den Vorwürfen nichts dran ist", sagt er.

Diese Erfahrungen sind es wohl auch, weshalb Gerd Grundmann, der die Polizeistation 17 Jahre lang leitete, nicht im Groll an Lauenburg denkt. "Ein Teil meiner Familie wohnt ja noch hier, aber nicht nur deshalb fühle ich mich mit der Stadt weiter verbunden." Er freut sich, dass er sich jetzt nicht immer wieder erklären muss, wenn er in Lauenburg zu Besuch ist. Jetzt sei die Sache abgehakt.

Und dann gebe es immer wieder Momente, da sei er im Herzen noch ganz Lauenburger. "Als im vergangenen Jahr das Hochwasser in der Altstadt stand, war ich in Gedanken wieder im Einsatz, um den Menschen zu helfen. Aber das ging ja nicht."

Gespendet habe er stattdessen für die Flutopfer - aber das müsse nicht in die Zeitung.