Raiffeisenbank: Noch 120 Quadratmeter unvermietet - Niederlassung eines Orthopäden nicht in Sicht

Die gute Nachricht zuerst: Im Gegensatz zu vielen anderen Bauvorhaben wird das Ärztehaus an der Alten Wache im angepeilten zeitlichen Rahmen fertig. "Zu Jahresbeginn zieht hier Leben ein", verspricht Architekt Rafi Bakhsh. Die schlechte Nachricht: Bisher blieben die Bemühungen um die Ansiedlung eines Orthopäden offensichtlich erfolglos. "Ich habe keine Information darüber, dass sich ein solcher Vertragsabschluss abzeichnen könnte", sagt der Vorstand der Raiffeisenbank Thomas Göthling.

Rund 2,5 Millionen Euro investiert die Raiffeisenbank (Raiba) in das moderne medizinische Fachzentrum. Im ersten Quartal des nächsten Jahres werden hier zwei Allgemeinmediziner, ein Gynäkologe und ein Physiotherapeut ihre Praxisräume beziehen. Eine Apotheke findet im Erdgeschoss des Gebäudes Platz.

Thomas Göthling und sein Vorstandskollege Rudolf Grothmann sind sichtlich begeistert, als ihnen Architekt Rafi Bakhsh die Fortschritte auf der Baustelle zeigt: Die Raumaufteilung ist bereits deutlich zu erkennen, erste Natursteinplatten sind auf dem Boden verlegt, Sanitärräume zum Teil bereits verfliest und über Holztreppen geht es in die oberen Stockwerke. "Es war uns wichtig, nur hochwertige Materialien zu verarbeiten, nicht nur aus optischen Gründen, sondern auch wegen energetischer Gesichtspunkte", sagt Bakhsh. Moderne Dämmmaterialien und ein eigenes Blockheizkraftwerk sollen die Nebenkosten der künftigen Nutzer überschaubar halten. Beim Innenausbau haben die Mieter noch ein Wort mitzureden.

"Hier oben ist das Sahnehäubchen des Gebäudes", sagt Thomas Göthling und meint jene 120 Quadratmeter im Obergeschoss des Hauses, in denen er nach wie vor gern eine orthopädische Praxis sähe. Zu der hellen, offen gehaltenen Fläche gehört außerdem eine große Terrasse. Von dieser hätte man bei gutem Wetter einen Blick bis zur Elbe, schwärmt der Bankchef.

Ob dies allein allerdings einen orthopädischen Facharzt nach Lauenburg locken kann, scheint fraglich. Wie berichtet, gab es ja bereits einen ernst zu nehmenden Interessenten. Dieser war dann aber wieder abgesprungen, weil die zuständige Kommission der Ärztekammer nach dem festgelegten Schlüssel nur eine halbe Zulassungsstelle für Lauenburg bewilligt hatte - nicht akzeptabel für den Mediziner. Auch eine politische Willensbekundung aller Lauenburger Parteien konnte die ärztliche Zulassungsstelle nicht zum Einlenken bewegen. Seitdem läuft die Suche nach einem orthopädischen Facharzt - erfolglos bisher.

Doch Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede brachte kürzlich eine überraschende mögliche Lösung ins Spiel: Im Interview mit unserer Zeitung hatte er erklärt, dass die Stadt einem Gesundheitsanbieter zu einer Kooperation in China verholfen habe. Im Gegenzug solle ein Orthopäde nach Lauenburg kommen. Die Chefs der Raiba somit Vermieter des Ärztehauses sind in diese Pläne offensichtlich nicht eingeweiht. "Ich habe davon bisher nur aus der Zeitung erfahren. Eine Bewerbung eines Orthopäden oder gar einen unterzeichneten Vertrag habe ich nicht auf dem Tisch. Deshalb weiß ich nicht, wie realistisch diese Chance ist", sagt Göthling.