Beirat: Verteilungsschlüssel soll möglichst Gerechtigkeit schaffen - Antragsfrist endet am 31. Dezember

Jetzt geht es doch schneller, als zuletzt befürchtet: Der Beirat, der über die Verteilung der Spenden für die Opfer der Flut 2013 entscheidet, will das Geld bis März nächsten Jahres ausgeschüttet haben - insgesamt etwa 270 000 Euro. Weil die Frist für die Antragstellung auf Wiederaufbauhilfe des Bundes verlängert wurde, sah es noch im Juni ganz danach aus, als würde der Spendenbeirat noch das gesamte nächste Jahr mit der Verteilung der Mittel zu tun haben.

"Wir müssen das jetzt endlich abschließen. Menschen, die nach dem Hochwasser gespendet hatten, wollten schnell helfen", sagt der Vorsitzende des Spendenbeirates, Uwe Frensel. Allerdings hatte sich schon sehr früh gezeigt, dass "schnell" und "gerecht" in diesem Fall nicht zusammen passen. "Der Betrag von 270 000 Euro hört sich ja zunächst viel an, ist aber ein Tropfen auf den heißen Stein angesichts der enormen Schäden und der Hilfsbedürftigkeit vieler Flutopfer", sagt Frensel. Zusammen mit den anderen ehrenamtlichen Beiratsmitgliedern hat er jetzt eine Matrix entwickelt: Es gibt eine festgesetzte prozentuale Beteiligung an dem aufzubringenden Eigenanteil der Kosten für den Wiederaufbau. "Nach diesem Schlüssel haben wir in der vergangenen Woche über 56 Anträge entschieden und insgesamt 120 000 Euro ausgeschüttet", so der Vorsitzende. Auch eine letzte Frist für Anträge auf Mittel aus dem Spendentopf hat der Beirat festgelegt: Wer Zuwendungen in Anspruch nehmen möchte, muss das bis zum 31. Dezember dieses Jahres bei der Stadt anmelden. Hilfe bei der Antragstellung gibt's im Awo-Flutbüro, Elbstraße 52.

"Wir brauchen ein neues Krisenmanagement"

Uwe Frensel, der im Hauptberuf dem Awo-Kreisverband leitet, ist froh, wenn er das Kapitel Spendenbeirat endlich abschließen kann. "Wir haben die Arbeit anfangs als ehrenvolle Aufgabe betrachtet, in die wir uns euphorisch gestürzt haben. Aber es zeigt sich eben auch, dass es hundertprozentige Gerechtigkeit nicht geben kann. Wir können uns dieser nur annähern, indem wir ein Schema schaffen, das wir an jeden Fall anlegen", sagt er. Diese Herangehensweise sei transparent - gerecht jedoch nicht immer. Das ginge mitunter an die Nieren.

"Was ist zum Beispiel mit dem betagten Bewohner eines schwer geschädigten Hauses? Der Vermieter denkt gar nicht daran zu sanieren und dem Mann schimmelt der Boden unter den Füßen weg. Ein Umzug kommt für ihn schon aus Altersgründen nicht in Frage." In Fällen wie diesen wünscht sich Frensel, dass die Stadt mehr Druck ausüben könnte. "Es wird doch immer mit dem Denkmalschutz argumentiert, der verpflichtet. Warum greift das nicht in solchen Fällen?", will er wissen.

Überhaupt wünscht sich Frensel ein Umdenken im Umgang mit Menschen in einem solchen Katastrophenfall. "Krisenmanagement bedeutet eben nur zum Teil die Anschaffung einer Sandsack-Füll-Maschine. Viel wichtiger ist doch, Menschen zu gewinnen, die im Ernstfall sofort wissen, was zu tun ist. Hätte sich die Nachbarschaftshilfe nicht selbst organisiert, wären viele Betroffene heute noch viel schlimmer dran", ist er überzeugt. Und dann brennt ihm noch etwas auf den Nägeln: "Wir müssen ehrenamtliche Helfer auch dadurch wertschätzen, dass diese nicht noch um Erstattung ihrer Telefonkosten betteln müssen. Dafür Strukturen zu schaffen, gehört auch zum Krisenmanagement."