Konfirmanden erinnern an die Schicksale von Kriegsgefangenen, die in Lauenburg gestorben sind

Sie haben nach Namen geforscht, sich mit Schicksalen auseinandergesetzt: Lauenburger Konfirmanden wollen an Kriegsgefangene erinnern, die während des Zweiten Weltkrieges in der Stadt gestorben sind. Im Eingangsraum der Maria-Magdalenen-Kirche eröffneten sie am Sonntag ein LED-Laufband, auf dem die Namen und Daten von 25 Menschen zu lesen sind. Bis zum 29. November ist die Installation täglich von 10 bis 17 Uhr zu sehen.

Dort stehen auch eine hölzerne Gedenktafel für die Toten des Ersten Weltkriegs und ein Gedenkstein für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. "Wir wollten Besucher neu für diesen Raum sensibilisieren und gleichzeitig auf eine andere Thematik des Krieges aufmerksam machen", sagt Pastor Till Karnstädt-Meißner, der die "moderne Gedenktafel" mit den Konfirmanden erarbeitet hat. Begleitet wurde das Projekt von der Künstlerin Eva Ammermann vom Lauenburgischen Kunstverein. "Auch diese verstorbenen Kriegsgefangenen sind aufs Engste mit der Geschichte dieser Stadt verbunden", sagt sie.

Bereits im vergangenen Jahr hatten Konfirmanden sich mit dem Thema beschäftigt und eine Installation vorgestellt. Grundlage war das Bestattungsbuch des Lauenburger Friedhofs. "In diesem Jahr konnten wir mit Hilfe der Stadtarchivarin Dr. Anke Mührenberg weitere Daten und Namen herausfinden", erzählt der Pastor.

In den alten Urkunden offenbaren sich traurige Geschichten. So erfuhren die Jugendlichen, dass zwei polnische Zwangsarbeiterinnen Totgeburten erlitten und ein Gefangener bei der Arbeit auf einem Kutter ins Wasser fiel und ertrank. "Sie gehen mit einer fragenden Haltung daran, wollen wissen, was damals passiert ist", sagt Till Karnstädt-Meißner. Das Projekt in der eigenen Stadt lasse Geschichtsunterricht lebendig werden.

In etlichen Lauenburger Betrieben haben im Zweiten Weltkrieg Kriegsgefangene gearbeitet, unter anderem in der Hitzler-Werft und der Buchhorster Ziegelei. Doch wie viele es waren, ist nicht bekannt. Im kommenden Jahr werden sich neue Konfirmanden mit den Lebensbedingungen der Zwangsarbeiter beschäftigen, schwerpunktmäßig mit einer Unterkunft an der Elbstraße.

Das aktuelle Ergebnis wird am Sonnabend, 8. November, beim Symposium zum Projekt "Unbequeme Denkmäler" in Schwarzenbek vorgestellt.