BUND kritisiert geplante Abholzung - und fürchtet verstärkte Hochwasser für Lauenburg

Während die Lauenburger vehement für den Hochwasserschutz ihrer Altstadt kämpfen, kommen beunruhigende Nachrichten aus Boizenburg: Dort will das Land Mecklenburg-Vorpommern den 5,6 Hektar großen Auenwald an der Einmündung von Sude und Boize in die Elbe abholzen. Die sogenannte "Waldumwandlung" befindet sich noch im Genehmigungsverfahren, soll aber noch in diesem Herbst ausgeführt werden. Sie ist Teil eines Gesamtkonzeptes, das Meckenburg-Vorpommern gemeinsam mit Niedersachsen umsetzen wird. Durch das Beseitigen des Uferbewuchses soll Hochwasser künftig schneller abfließen. "Aber das hat fatale Folgen für Lauenburg. Das Hochwasser wird die Stadt schneller erreichen", befürchtet Dr. Heinz Klöser, Mitarbeiter des Bundesarbeitskreises Naturschutz und der Kreisgruppe Herzogtum Lauenburg des BUND.

Die Naturschützer kritisieren die geplante Aktion in Boizenburg, die ein Pilotprojekt für weitere Abholzungen an der Elbe sein soll, scharf. Feuchtwälder hielten das Hochwasser zurück, denn ein Großteil des Wassers werde vom Boden aufgenommen und erst allmählich wieder abgegeben. Würden sie abgeholzt, zahlten die Anlieger unterhalb die Zeche. "Den Auenwald abzuholzen, ist Aktionismus. Es wird nicht betrachtet, wie die Maßnahmen in der Summe wirken. Das ist nicht nur für Naturschützer ein Skandal. Hier wird wertvolle Natur geopfert, damit Politiker sich rühmen können", sagt Klöser. Nicht nur für den Hochwasserschutz seien Auenwälder wertvoll. Sie sind Lebensraum vieler seltener und bedrohter Arten wie Fischotter, Biber. Neuntöter, Wachtelkönig, Eisvogel, Bekassine, Mittelspecht und Singschwan.

Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz in Mecklenburg-Vorpommern, weist die Kritik zurück. Ein Verzicht auf die "Holzungsmaßnahme" stehe nicht zur Debatte, sagt er. "Insbesondere Buschwerk führt dazu, dass sich bei jedem Hochwasser das mitgeführte Sediment und Treibgut absetzt und zu einer Aufhöhung des Vorlandes führt. Probegrabungen an den Buhnenwurzeln belegen dies", so Backhaus. Eine Alternative dazu wären Deicherhöhungen, die jedoch zu großen Eingriffen in das Ökosystem führen würden und ungleich teuer wären. Andere Alternativen wären Entsiedelungen oder die völlige Umgestaltung des Hochwasserschutzsystems in Ringeindeichungen für die Ortschaften. "Das führt zum Verlust von wertvollem Nutzungsraum in der Kulturlandschaft Elbe und ist kurz- bis mittelfristig nicht zu erreichen", so Backhaus.

Zu dem Gesamtkonzept, das gemeinsam mit Niedersachsen verwirklicht wird, gehören auch Deichrückverlegungen, die jedoch noch nicht endgültig beurteilt und vorbereitet sind. Dies wird im Rahmen des neuen nationalen Hochwasserschutzprogramms passieren.