Elbstraße: Seniorin (93) mit Schlaganfall-Symptomen wurde erst nach zwanzig Minuten versorgt

Den vergangenen Sonntag wird Traute Dudda so schnell nicht vergessen: Tags zuvor war ihre 93-jährige Mutter gestürzt, jetzt zeigte die alte Dame plötzlich die typischen Zeichen eines Schlaganfalls: Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen im Gesicht. Der Tochter, die selbst im Pflegedienst arbeitet, war sofort klar: Unverzüglich den Notruf 112 wählen, weil in einem solchen Fall jede Minute zählt. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte: Einer der beiden Poller in der Elbstraße sollte ihrer Mutter fast zum Verhängnis werden.

"Wir saßen wie auf Kohlen, weil die Rettungskräfte nicht kamen. Plötzlich rief mein Sohn, dass der Einsatzwagen vor dem hochgefahrenen Poller steht", sagt Traute Dudda, noch immer fassungslos. Wie sich herausstellte, waren die Rettungskräfte aus Basedow zwar innerhalb von zehn Minuten in Lauenburg, scheiterten aber 120 Meter vor der Haustür der betagten Patientin an dem ausgefahrenen Poller, weil sie keinen Transponder im Fahrzeug hatten. Einer der beiden Einsatzkräfte schleppte kurzerhand die schweren Versorgungsgeräte zu Fuß zum Einsatzort. Dem anderen Retter gelang es schließlich, durch laute Ansprache einen Anwohner zu bewegen, mit seinem Transponder den Poller abzusenken. "Diese Panne hat zehn weitere Minuten gekostet", ärgert sich Traute Dudda. Auch wenn sich der Schlaganfall-Verdacht zum Glück nicht bestätigt hatte, hat sie kein Verständnis für diesen Vorfall, der unter Umständen hätte ein Menschenleben kosten können. "Daraus müssen schleunigst Konsequenzen gezogen werden, das darf nicht noch einmal passieren", fordert sie.

Auch Alois Wartenberg vom Stadtentwicklungsamt ist entsetzt, als er durch unsere Zeitung von dem Vorfall erfährt. "Wir haben alle Rettungsdienste über die Poller informiert. Die Einsatzleitstellen können bei Eingang des Notrufes die Poller extern absenken. Außerdem erhalten sie auf Anforderung von der Stadt für ihre Einsatzfahrzeuge die Transponder kostenlos", versichert er. Dass ein ähnlicher Zwischenfall auch durch einen technischen Defekt der Poller ausgelöst werden könnte, schließt Wartenberg aus: "Wir haben das mehrfach geprüft: Sollte der Strom ausfallen, senken sich die Poller automatisch ab. Eine technische Fehlleistung halte ich auch für sehr unwahrscheinlich, wir haben das System gründlich überprüft", sagt er. Traute Dudda ist da allerdings skeptisch: Nachbarn wollen gesehen haben, dass sich der Poller am Ruferplatz von selbst absenkte, als ein Fahrradfahrer ohne Transponder in die Elbstraße fuhr.

Wie es am Sonntag zu der Panne beim Rettungseinsatz auf der Elbstraße kommen konnte, ist dem Leiter der Integrierten Rettungsleitstelle Süd, Frank Wojciechowski, unklar. "Normalerweise können wir die Poller in der Einsatzzentrale absenken, sobald der Notruf eingeht", wundert er sich, sichert aber zu, den Vorfall gründlich zu untersuchen. Die Rettungsfahrzeuge selbst seien nicht mit Transpondern ausgestattet. Eines stellt Wojciechowski aber klar: "Unsere ureigenste Aufgabe ist es, Menschen zu retten und nicht dafür zu sorgen, dass wir ohne Hindernisse an den Einsatzort gelangen. Dafür ist die Stadt zuständig."