Interview: Stipendiatin Anneli Schütz über ihre Arbeit, Künstlerleben und den Kunstbetrieb

Die Stipendiatin Anneli Schütz zeigt ihre Ausstellung "Ingrid, Kate & Liz" im Künstlerhaus. Die 33-Jährige, die 2010 ihr Studium an der Hochschule für bildende Kunst in Hamburg abschloss, zeigt eine Videoinstallation mit Ausschnitten aus Filmen von Ingrid Bergmann, Katharine Hepburn und Elizabeth Taylor. Außerdem sind bearbeitete Fotos von Vasenscherben und das Ergebnis eines Schneckenprojekts zu sehen: Dafür ließ die Künstlerin die Tiere buntes Papier fressen und ausscheiden. Aus den verfremdeten Fotos sind davon ausdrucksstarke Bilder geworden. Wir sprachen mit Anneli Schütz.

Gehörte Kunst schon immer zu Ihrem Leben?

Anneli Schütz:

Zeichnen und Malen gehörte schon immer dazu, und ich habe mich immer für Künstler und ihr Leben interessiert. Ich habe dann angefangen, Illustration zu studieren, bin aber umgeschwenkt auf freie Kunst.

Warum haben Sie sich als Stipendiatin für das Künstlerhaus beworben?

Ich bin 2013 Mutter geworden, es ging darum, wie ich das mit meiner Kunst vereinbaren kann. Die Vorstellung, für einen Sommer aus Berlin rauszukommen und hier wieder mit der Arbeit zu beginnen, war sehr anziehend.

Wie gefällt es Ihnen - auch im Vergleich zu Ihrem Hauptwohn- und schaffensort?

Ich habe sofort eine Tagesmutter für Nadia gefunden. Man ist hier wie in einer Blase, für den Arbeitsprozess ist das nicht schlecht. Und das Künstlerhaus lässt einen wirklich vertrauensvoll in Ruhe, da gibt es keine Erwartungshaltung. Man kann in Frieden arbeiten - Hochachtung davor.

Was inspiriert Sie?

Es sind manchmal kleine Dinge, die ich sehe, zum Beispiel die Schnecken, die sich durch ein Werbeplakat fressen. Ich prüfe genau, ob es sich lohnt, einer Idee nachzugehen und ob sich etwas daraus entwickelt.

Was ist Kunst für Sie?

Etwas sehr Weitreichendes, das mir eine unabhängige Lebensform ermöglicht. Das funktioniert nur, wenn man keine Karriere machen will.

Als Künstler will man von seiner Kunst doch auch leben. Wie geht es Ihnen da im Kunstbetrieb?

Ich habe wenig Kontakt zum klassischen Kunstbetrieb. Natürlich freue ich mich, wenn etwas von mir verkauft wird. Aber in erster Linie geht es mir um das künstlerische Leben. Und ich habe ein gutes Netzwerk - da fühle ich mich relativ gut abgesichert.

Ihr aktuelles Video heißt "Ingrid, Kate & Liz" - was bedeutet diese Arbeit für Sie?

Shirley Temple und Mickey Rooney sind Anfang des Jahres gestorben. Der Tod der zwei Kinderstars ließ mich überlegen, ob wir zur ersten Generation gehören, die rückblickend eine ganze Lebensspanne auf Film nach-sehen kann. So entstand meine Videoarbeit "Walk of Life". Mich rührte die Frage, wie weit sich bei einer so langen und produktiven Spanne das Spielen vom tatsächlichen Leben trennen lässt.

Und die Schnecken - was sollen sie uns sagen?

Es geht um den Gegensatz zwischen den langsamen Schnecken und unserer schnellen Zeit, um die Vergänglichkeit und wie bei den Vasen ist es der Versuch, Form und verlorene Form in ein anderes Medium und eine andere Zeit zu übersetzen.

Gibt es Projekte, die Sie hier noch verwirklichen wollen?

Nach einer Vernissage kommt meistens erst einmal ein Loch. Und ich bin nur noch bis zum 30. November hier. Jetzt bereite ich mich darauf vor, nach Berlin zurückzugehen.