Lesung: Heinrich Thies stellt in der Stadtbücherei sein Buch “Hilferuf aus dem Folterkeller“ vor

Die schaurige Geschichte des Mörders Lutz R. erschütterte vor 22 Jahren ganz Deutschland: In einer Ferienhaussiedlung in Basedow hatte die Polizei im Garten ein Säurefass freigelegt. Das Fass enthielt die sterblichen Überreste einer Frau, die zuvor grausam gefoltert und getötet worden war. Als Täter wurde Lutz R. ermittelt, der vielen Menschen in Basedow und Umgebung vertraut war: ein Pelzhändler aus Hamburg, bekannt als netter Nachbar, Geschichtenerzähler und Stimmungskanone, bei Dorffesten ein gern gesehener Gast.

Und es blieb nicht bei der einen Leiche. Auf dem Grundstück des Pelzhändlers in Hamburg barg die Polizei ein weiteres Säurefass. Auch dieses Fass enthielt die sterblichen Überreste einer Frau, die zuvor vermisst worden war. Wie das andere Opfer hatte sie Briefe an ihre Angehörigen geschrieben, um mitzuteilen, dass sie ein neues Leben führen wollte. Erst später stelle sich heraus, dass beide Frauen zu den Briefen gezwungen worden waren.

Im Jahre 2009 dann ein erneuter Fund von Fässern, nur wenige Meter vom ehemaligen Garten des Mörders entfernt. Die Polizei hoffte, weitere Taten aufklären zu können die Lutz R. ebenfalls angelastet werden. Doch die Spur führte ins Leere.

Bis heute haben die sogenannten Säuremorde nichts von ihrem Schrecken verloren. Mehr als zwanzig Jahre nach dem spektakulären Prozess vor dem Hamburger Landgericht hat der Journalist und Schriftsteller Heinrich Thies den historischen Kriminalfall in seinem Buch "Hilferuf aus dem Folterkeller" nachgezeichnet und die Hintergründe beleuchtet. Am Dienstag, 4. November, beginnt der Autor um 19.30 Uhr in der Stadt- und Schulbücherei (Weingarten 12) ausgewählte Passagen zu lesen. Er spricht zudem über seine Recherchen und beantwortet auch Fragen des Publikums.

Dabei geht es auch um das Thema Sadomasochismus. Denn nach dem psychiatrischen Gutachten litt der Täter an einer "schweren seelischen Abartigkeit" in Gestalt einer sadomasochistischen Triebstruktur. Unter anderem durch den Welterfolg des Bestsellers "Shades of Grey" der britischen Autorin E. L. James wird SM von vielen Lesern als eine Art Modetrend betrachtet, birgt aber aus Sicht des Verfassers auch Gefahren.

Zudem sind die "Säuremordfälle" ein Lehrstück über polizeiliche Ermittlungsarbeit und die Frage, wann ein Vermisster als potenzielles Opfer eines Verbrechens betrachtet wird. Das einfühlsam erzählte Sachbuch "Hilferuf aus dem Folterkeller" enthält Gespräche mit Polizeibeamten und Juristen wie auch mit Angehörigen der Opfer und Nachbarn des Täters sowie diverse Dokumente.

Karten für die Lesung gibt es zum Preis von fünf Euro ab sofort in der Stadtbücherei oder am Tag der Veranstaltung an der Abendkasse.