Schuldnerberatung in Lauenburg muss sich besonders intensiv um die Ratsuchenden kümmern

Seit fast 20 Jahren arbeitet Moiken Riel in der Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes im Kreis Herzogtum Lauenburg. Viele Jahre hatte sie die Leitung inne, seit 2013 konzentriert sie sich auf Lauenburg. "Hier gibt es mehr Menschen mit schweren Schicksalsschlägen als anderswo, jeder hat seine eigene Geschichte. Darum arbeit ich hier sehr gern", sagt die 48-Jährige.

Schon ihre Statistik für Januar bis Juni 2014 zeigt die Besonderheiten: 97 Schuldner kamen in dieser Zeit zu ihr, 90 zahlen eine Miete von unter 800 Euro - inklusive Heizkosten. "Hierher ziehen Menschen, die auf günstigen Wohnraum angewiesen sind", erklärt die Schuldnerberaterin. Während eine Vier-Zimmer-Wohnung in Hamburg schon 1100 Euro kosten könne, sei sie in Lauenburg noch für 550 Euro zu haben. "Für eine Familie mit zwei Kindern und einem monatlichen Einkommen von 2500 Euro ein entscheidender Unterschied", so Riel.

Doch nur 27 der 97 Lauenburger Schuldner sind berufstätig. 45 sind arbeitslos gemeldet. Und es gibt eine Gruppe von Menschen, die nicht arbeiten gehen, weil sie zu Hause Kinder betreuen oder Angehörige pflegen. Moiken Riel: "Das kann auch eine bewusste Entscheidung sein." Denn in Lauenburg gebe es wenig Arbeitsmöglichkeiten, und wer familiäre Verpflichtungen habe, könne oder wolle manchmal keine langen Fahrtzeiten nach Hamburg, Lüneburg oder Lübeck auf sich nehmen. Auch Menschen, die aufgrund einer Krankheit nicht arbeiten können, gehören zu den Ratsuchenden.

63 der 97 Schuldner sind ohne Ausbildungsabschluss. Ihr Haushaltseinkommen ist geringer als das der Ratsuchenden in den anderen Beratungsstellen: So leben allein 55 von unter 1000 Euro im Monat. Auch ihre Schulden sind geringer als in Geesthacht oder Mölln. Bei 40 Ratsuchenden sind es nur bis zu 5000 Euro, bei 15 bis zu 10 000 Euro, bei 14 bis zu 20 000 Euro, bei 20 bis zu 50 000 Euro.

Doch bei einem geringen Einkommen drücken auch Schulden von ein paar Tausend Euro, weiß Moiken Riel. Der Weg in ein Insolvenzverfahren ist für diese Betroffenen oft schwierig. "Sie müssen nachweisen, dass sie sich intensiv um einen Arbeitsplatz bemühen, sonst erkennt das Gericht die Insolvenzfähigkeit nicht an", so die Schuldnerberaterin. Eine Bewerbungsmappe erstellen, Adressen von Arbeitgebern heraussuchen, Stellenanzeigen verfolgen - dazu regt sie ihre Klienten an. Doch sie sagt auch: "Manchmal ist die familiäre Belastung einfach zu groß".

Dass Verschuldete "selbst schuld" sind, sieht sie ohnehin nicht so. Das Bild vom unkritischen Verbraucher, der nur seinen Konsumbedürfnissen folge und über seine Verhältnisse lebe, sei falsch: "Schulden entstehen fast immer durch Schicksalsschläge, die so nicht vorhersehbar waren - eine Scheidung oder schwere Krankheit zum Beispiel."

Die Zahl der Ratsuchenden ist in den vergangenen Jahren fast gleich geblieben. Aber in Lauenburg ist die Betreuung besonders intensiv. "Wir müssen mehr Termine mit den Ratsuchenden bewältigen und mehr Unterstützung leisten", sagt Moiken Riel. Darum freut sie sich, dass ihre Kollegin Christine Thiedemann jetzt mit 15 Arbeitsstunden in der Beratungsstelle hilft.

Die Schuldnerberatung am Hohler Weg 2 ist dienstags, mittwochs und donnerstags von 9 bis 12 Uhr unter Telefon (0 41 53) 5 98 28 35 zu erreichen. Montags von 9 bis 12 Uhr gibt es eine offene Sprechstunde, in der Ratsuchende sich auch das Anmeldeformular abholen können - es ist außerdem unter www.diakonie-rz.de verfügbar.