Spundwand: “Nutzen nicht belegt“

Wenn am Sonntag zum "Tag des offenen Denkmals" wieder Hunderte Besucher durch die Lauenburger Altstadt flanieren, wird ihnen in vielen Fenstern ein Plakat ins Auge fallen: "Hochwasserschutz ist Denkmalschutz", steht darauf geschrieben. Stiller Protest gegen die Angst, im Stich gelassen zu werden.

Seit Tagen kursierte das Gerücht in der Stadt, Kiel wolle Lauenburg und die Anwohner mit einer möglichst kostengünstigen Lösung abspeisen, statt den Empfehlungen des wissenschaftliches Beirates um Professor Dr. Manfred Voigt von der Hochschule Magdeburg zu folgen. Die Hochwasser-Experten hatten den Baugrund der elbseitigen Häuser unter die Lupe genommen und festgestellt: Hier wurde im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut. Die daraufhin erarbeitete Lösung sieht eine neue Schutzmauer und im Bedarfsfall eine 20 Meter tiefe Spundwand im Wasser vor, um die Häuser bei Hochwasser vor Unterspülungen zu schützen.

Umweltminister Robert Habeck (Grüne) machte am Mittwochabend im Schleswig-Holstein Magazin vom NDR noch einmal deutlich, was er von dieser Expertenmeinung hält: "Die Spundwand wird angeblich eingeführt, weil es die Sorge gibt, dass Lauenburg in Richtung Elbe rutscht. Das ist nicht hinreichend belegt", sagte Habeck ins Mikrofon. Und der Minister wurde noch deutlicher: "Die Meinung, wir bauen jetzt das und das Land zahlt das alles und dann haben wir es schick in Lauenburg, wäre zu kurz gesprungen."

Doch Professor Dr. Manfred Voigt hatte nicht die Schönheit im Sinn, als er diese Lösung, wie alle anderen am Konzept beteiligten Experten, vorschlug: "Die Fundamentsituation der alten Gebäude ist prekär. Beim Abfließen verändert sich der Untergrund, es wird Material abgetragen, es gibt Risse und Absackungen.", so der Wissenschaftler. Er fordert die vom Land beauftragten Gutachter zu einem wissenschaftlichen Disput um die beste Lösung heraus,

Bei der vor zwei Monaten gegründeten "Betroffenengemeinschaft Hochwasser" ist der Geduldsfaden jetzt gerissen: "Es geht nicht darum, ob einige Bürger nasse Füße bekommen, sondern darum, dass die gesamte Altstadt als kulturelles Erbe in der Elbe verschwinden wird", steht auf den Handzetteln, die die Akteure unter den Bewohnern verteilt haben. In den nächsten Tagen werden Touristen in der Elbstraße mit einem Spruchband begrüßt werden. "Besuchen sie die Altstadt, solange es sie noch gibt!"