Internetschwindel: Für 3000 Euro gibt's einen wertlosen Brancheneintrag - Erste Rate bezahlt

Die Masche ist nicht neu: Dreiste Abzocker verschicken an Unternehmer ein amtlich wirkendes Fax und erwecken damit zunächst einen seriösen Eindruck. Im vergangenen Jahr hatten die Akteure mit der druckfrischen Bürgerbroschüre praktisch ein aktuelles Adressverzeichnis für ihre dubiosen Machenschaften in der Hand. Auf den ersten Blick nicht sichtbar: Wer unterzeichnete, schloss mit der Medienwerk Digital GmbH aus Bad Kreuznach einen Vertrag für einen fragwürdigen Brancheneintrag ab: Dafür werden jährlich 997 Euro fällig, die Laufzeit beträgt drei Jahre. Auch der ehemalige Leiter der Lauenburger Volkshochschule, Gan Tiong Lok tappte in die Falle. Die Lauenburger Volkshochschule ist seitdem im Online-Branchenbuch Heimatportal.Info lediglich mit einer schlecht gescannten Visitenkarte gelistet. Die "grafischen Gestaltungskosten" dafür betragen 199 Euro, dazu kommen der "Grundpreis" in Höhe von 499 Euro sowie die "Einstellungs- und Pflegekosten" in Höhe von 299 Euro jährlich.

"Ich betreue neben der Volkshochschule etwa zehn Mandanten aus Lauenburg, die auf diese oder eine ähnliche Masche reingefallen sind", sagt Rechtsanwalt Jens Meyer. Für Meyer liegt die Sache klar auf der Hand: Seine Mandanten wurden "durch Täuschung zum Vertrag genötigt." Mit seiner Einschätzung steht er nicht alleine da. Beim Verein Verbraucherdienst aus Essen beschäftigt man sich schon lange mit der Internetplattform Heimatportal.Info. Die Erfahrungen der Betroffenen sind demnach immer gleich: Um den bereits bestehenden kostenlosen Eintrag in das Online-Branchenbuch zu verlängern, müsse ganz schnell das gerade durchlaufende Fax unterschrieben und zurückgesandt werden. "Damit wird bewusst eine Drucksituation aufgebaut", sagt Rechtsanwalt Meyer. Sein Rat: "Nie sofort unterschreiben und sich vor allem nicht nötigen lassen." Falls es doch passiert ist, den Vertrag sofort anfechten, rät auch die Industrie- und Handelskammer Schleswig Holstein. Auf der Seite www.ihk-schleswig-hol stein.de gibt's dazu ein Musterschreiben.

Auch im Falle der Volkshochschule will Rechtsanwalt Meyer den Vertrag noch anfechten. Ob dies gelingt, scheint allerdings fraglich: Unter dem psychischen Druck durch ein Inkassobüro - ebenfalls zur Medienwerk Digital GmbH gehörend - hatte der ehemalige VHS-Leiter die erste Jahresrate schließlich beglichen.