Lauenburger Orgel: Kantorin Katja Bauke kennt das altersschwache Instrument seit 22 Jahren

Sie ist das Prunkstück in der Maria-Magdalenen-Kirche und gleichzeitig das Sorgenkind der Kirchengemeinde: Die Orgel, deren prachtvolles Holzgehäuse aus dem Jahre 1625 stammt.

Sonntag für Sonntag fliegen beim Gottesdienst die Hände von Katja Bauke über die Tasten, ihre Füße treten die Pedale und sie zieht die Register, um die Klangfarbe der Orgelpfeifen zu ändern. Nur ein geübtes Ohr hört, dass die "Königin der Instrumente" inzwischen so ihre Macken hat: Experten haben die Orgel in den vergangenen Jahren mehrmals untersucht: Demnach müsste das gesamte Innenleben ausgetauscht werden. Doch allein die dringend erforderliche gründliche Reinigung des Instruments würde 25 000 Euro kosten.

Die 49-jährige Organistin hängt trotzdem an der "alten Lady". Seit 22 Jahren ist Katja Bauke mit dem Instrument vertraut - "überspielt" im wahrsten Sinne des Wortes die klanglichen Schwächen. Vom sanftem Pianissimo bis zum donnernden Fortissimo holt sie das Letzte aus den Pfeifen raus. Man muss kein großer Fan von Kirchenmusik sein, ein Gänsehaut-Gefühl stellt sich dennoch ein, wenn Katja Bauke in die Tasten haut. Immerhin ist ihr die Musik praktisch in die Wiege gelegt worden: "Unsere Mutter wollte, dass mein Bruder und ich Klavier spielen lernen. Da war ich gerade acht Jahre alt", erinnert sie sich. Während andere Kinder diesen Ergeiz der Eltern nur selten mit viel Übungsfleiß belohnen, begeisterte sich die kleine Katja von Anfang an für das große Tasteninstrument. Ihr älterer Bruder dagegen, fand die Gitarre später einfach "cooler". Auch die Pubertät konnte Katja Bauke die Liebe zur klassischen Musik nicht verderben. Während andere 19-Jährige im Jahr 1984 die "Neue Deutsche Welle" feierten, lernte Katja Orgel spielen, bestand die Aufnahmeprüfung und studierte Kirchenmusik. Im Jahre 1992 verschlug es sie schließlich von Hessen nach Lauenburg. "Organistenstellen sind rar gesät. Da muss man flexibel sein", sagt sie heute.

Dass ihr die Orgel so ans Herz gewachsen ist, mag auch an der langen Geschichte liegen, die man in dem kleinen Verschlag zu riechen meint - dem Reich der Lauenburger Kantorin. Stapel von Notenheften liegen auf dem Sims, eine Karte mit dem Bildnis von Johann Sebastian Bach hat Katja Bauke über der dreiteiligen Tastatur angebracht. Der Meister schaut, wenn sie spielt, mit strengen Augen auf sie herab Ein Zettel erinnert außerdem "Stecker ziehen nicht vergessen!" Selbst Wechselschuhe stehen bereit, biegsam und mit glatter Sohle. Das sei wichtig, um das richtige Gefühl für die Pedale zu haben. Für einen Außenstehenden fühlt es sich an, als wenn man zum ersten Mal eine fremde Wohnung betritt.

Von außen betrachtet, flößt die Lauenburger Orgel ein Gefühl von Ehrfurcht ein, selbst wenn man ansonsten nur selten eine Kirche betritt. "Soli Deo Gloria" - zu deutsch "Einzig zur Ehre Gottes" - prangt in goldenen Lettern auf dem dunklen Holz. Johann Sebastian Bach schrieb diese Initialen ans Ende einer jeder seiner Partituren um seinen tiefen Glauben zu bekunden.

Hört die Organistin Katja Bauke eigentlich auch in ihrer Freizeit die klassischen Kantaten und kirchlichen Gesänge? Ihre Antwort verblüfft und bringt sie selbst zum lachen: "Nach Feierabend höre ich gar keine Musik und genieße die Ruhe. Wenn mir dann aber doch danach ist, schiebe ich schon mal eine Scheibe mit Rockmusik in den CD-Player und drehe so richtig auf."