Elbstraße: Seit 1991 hängen historische Postkästen an zwei Häusern - ein beliebtes Fotomotiv

"Kann man hier wirklich Post einwerfen? Und woher kommen diese Briefkästen eigentlich?" Das fragen immer wieder Lauenburgs Touristen, wenn sie die etwas anderen Briefkästen an der Elbstraße sehen. Blau sind sie, reichlich verschnörkelt und ganz offensichtlich aus einer anderen Zeit. Vor dem Haus Nummer 18 und 59 hängen die historischen Exemplare, die immer wieder Anlass zum Staunen sind - und ein beliebtes Fotomotiv. Woher sie kommen? Horst Eggert, Vorsitzender des Heimatbundes und Geschichtsvereins, wollte es genauer wissen. "Denn danach bin ich schon oft gefragt worden."

Eggert konnte sich noch erinnern, dass die Familie Boysen an der Beschaffung der Briefkästen maßgeblich beteiligt war. Als Jens Boysen im März aus Darmstadt anreiste, um im Elbschiffahrtsmuseum aus einer Broschüre seines verstorbenen Vaters Martin zu lesen, fragte Eggert nach. "Jens versprach, in seinen Unterlagen nachzusehen." Die liegen jetzt auf dem Tisch - darunter auch der Artikel "Neue alte Briefkästen für Lauenburgs Unterstadt", der am 3. Mai 1991 in der "Lauenburgischen Landeszeitung" erschien. "Die Post-Mitarbeiter Udo Böttcher, Michael Pape und Norbert Schröder hatten Schwerstarbeit zu leisten: Die beiden gusseisernen Kästen wiegen etwa 80 Pfund", schrieb unser Redakteur damals über die Installation. Es handelte sich um Nachbildungen handwerklicher Meisterstücke von 1896.

Vier Jahre lang hatte sich die Stadt zuvor bemüht, die historischen Briefkästen von der Bundespost zu bekommen. Angefangen hatte alles im Mai 1987: Auf Vorschlag des Stadtvertreters Jörg-Peter Schultz (CDU) fiel der Beschluss. Bürgervorsteher Egon Schwintowsky schrieb immer wieder an die Bundespost, doch die war noch eine schwerfällige Behörde. Erst 1990 kam Bewegung in die Sache, weil die Lauenburger einen Mann an der richtigen Stelle sitzen hatten: Martin Boysen alarmierte seinen Sohn Jens, der im Posttechnischen Zentralamt in Darmstadt arbeitete. Genau das sei für den Einkauf der historischen Briefkästen zuständig und schon angemahnt worden, hatte die Oberpostdirektion Egon Schwintowsky mitgeteilt. Natürlich postalisch korrekt: Die Mahnungen waren beigefügt, ebenso Mitteilungen des Postamtes 80, "das sich in dieser Frage sehr für die Belange der Stadt Lauenburg einsetzt".

"Ich hoffe, Du kannst etwas erreichen", schrieb Martin Boysen an seinen Sohn. Doch dann stritten sich Firmen um Patentschutzrechte für die Briefkästen. Und bei einigen Modellen sollen sich zudem Bürger die Hand verletzt haben, als sie einen Brief einwerfen wollten. Erst 1991 klappte es - und die beiden Briefkästen wurden endlich angebracht.

Seitdem sind sie ein Blickfang und werden nicht nur viel fotografiert, sondern auch viel genutzt. Denn natürlich kann man hier wirklich Post einwerfen. "Nur DIN A4-Umschläge passen nicht durch die Klappe, das fand der frühere Museumsleiter Werner Hinsch schon immer schade, wenn er seine Geschäftspost loswerden wollte", weiß Horst Eggert. Denn einer der beiden Kästen hängt am Elbschiffahrtsmuseum, Elbstraße Nummer 59.

Geleert werden beide Briefkästen nicht mehr zweimal täglich wie noch 1991, sondern nur noch einmal, um 8 Uhr. Und die Sonntagsentleerung gibt es gar nicht mehr. Nur noch aus den beiden Kästen vor der Lauenburger Post gehen Briefe auch sonntags auf die Reise. In der Elbstraße verläuft eben alles gemütlicher - und entspannte Urlaubergrüße können sich ja vielleicht auch etwas mehr Zeit lassen.