Drogenschulden: Florian D. und sein Komplize müssen sich wegen eines Überfalls verantworten

"Gib mir die Kasse, sonst knallt's!", hatte der maskierte Mann mit der Pistole die Angestellte hinter dem Tresen aufgefordert. Der brutale Überfall auf die Aral-Tankstelle an der Hamburger Straße hatte im März dieses Jahres die Menschen in Lauenburg aufgeschreckt. Am Montag begann vor dem Landgericht Lübeck der Prozess gegen Florian D. und seinen Komplizen Marco F. (Namen geändert), der den Fluchtwagen gefahren hatte.

Die 48-jährige Mitarbeiterin hatte sich von dem Räuber mit der Waffe nicht einschüchtern lassen. "Sie hat mich nur frech angegrinst", gab dieser bei seiner polizeilichen Vernehmung zu Protokoll. Florian D. ließ sich aber auch nicht aus dem Konzept bringen. Der 22-Jährige schlug der Frau den Griff seiner Schreckschusswaffe auf den Kopf, dabei löste sich ein Schuss. Er riss die Schublade aus der Kasse und sprang in einen vor der Tankstelle wartenden VW Polo. Mit quietschenden Reifen raste der Wagen davon. Die Frau musste im Krankenhaus eine Kopfplatzwunde versorgen lassen.

Das Motiv des Überfalls vor drei Monaten sollen hohe Drogenschulden gewesen sein, beide Angeklagten nahmen Kokain. "Der Dealer hat gedroht, mir einen Finger abzuschneiden, und auch Florian stand mächtig unter Druck", sagte Marco F. (27). Die Vorsitzende Richterin Helga von Lukowicz interessierte sich für den Namen des Händlers, doch der Angeklagte rückte ihn nicht heraus. "Es könnte für mich üble Folgen haben, wenn ich zu viel erzähle", so Marco F. Nach eigener Aussage nimmt er jetzt keine Drogen mehr.

Beide Täter wurden schon am Tag nach dem Überfall festgenommen, Marco F. dann unter Auflagen freigelassen. Florian D. sitzt als Haupttäter bis heute in Untersuchungshaft. Er ist mehrfach wegen Raubes vorbestraft. Der Raubüberfall sei nicht von langer Hand geplant, sondern ein spontaner Entschluss gewesen. Sie hätten hin und wieder darüber geredet, dass sie "etwas machen" wollten, so Marco F. Erst sollte ein Supermarkt überfallen werden, das war den beiden aber zu riskant. Von dem Überfall auf die Tankstelle erhofften sie sich mindestens 5000 Euro Beute. Tatsächlich waren aber nur 680 Euro in der Kasse.

Florian D. wurde am ersten Verhandlungstag nicht vernommen. Seine Schuldfähigkeit könnte durch den Drogenmissbrauch eingeschränkt sein, vermutet sein Pflichtverteidiger. Das Gericht stimmte dem Antrag zu, den Angeklagten psychiatrisch untersuchen zu lassen. Der Prozess wird Ende August fortgesetzt.