Marina ist bei Skippern beliebt - viele genießen jetzt die Sommermonate mit einer langen Tour

Die Frage "Was machen Sie sonst so?" bringt Dieter Paffrath zum Lachen. "Das hier ist unser Leben", sagt der 65-jährige Pensionär. Und bittet auf seine Yacht "Printemps", einen gemütlichen Verdränger von der holländischen Werft Pedro. Erst vor zwei Wochen ist Paffrath mit seiner Frau Ruth im Heimathafen Laboe gestartet - mehrere Monate lang wollen sie über die deutschen Binnengewässer schippern, Flüsse, Seen, Kanäle in ruhigem Tempo genießen. "Es geht nach Schwerin und Berlin, aber vor allen Dingen wollen wir die Orte, in denen wir anlegen, kennenlernen", sagt der ehemalige AOK-Vorstand, der in Köln wohnt. Nur fahren und Kilometer zählen, das ist nichts für das Paar. In Lauenburg bleiben die Paffraths sogar fünf Tage. "Die Marina hier ist toll. Wo hat man schon so einen Beachclub", sagt der Skipper. Aber einen Wunsch hat er auch: "Die Warteplätze vor den Schleusen im Elbe-Lübeck-Kanal sind eher für die Berufsschifffahrt ausgerichtet. Die Dalben haben für kleine Boote viel zu großen Abstand."

Auf ganz großer Tour sind die Philips aus Rotterdam. Mit ihrer 13,15 Meter langen Smelne-Yacht "Allegra" erreichten sie über die Ems und den Mittellandkanal Berlin, dann ging es über die Havel weiter bis zur Müritz. Von dort führte die Müritz-Elde-Wasserstraße sie nach Lauenburg. "Die Altstadt hier ist wunderschön. Deswegen sind wir nach unserem Besuch von vor zwei Jahren noch einmal wiedergekommen", sagt Didrich Philip, 69 Jahre alt und Arzt im Ruhestand. Er und seine Frau Annelies (61), die Krankenschwester ist, haben früher in einer Dialyse-Klinik gearbeitet und genießen jetzt den gemächlichen Rhythmus an Bord. Im vergangenen Jahr haben sie Frankreich und die Mosel erkundet, auch zwischendurch stehen in ihrem Heimatland kleinere Trips auf dem Programm. "Aber nicht auf offener See, das mag meine Frau nicht so", erzählt der Skipper. Morgen geht es für die Philips weiter nach Hamburg und später über Elbe-Seiten-Kanal, Dortmund-Ems-Kanal und Rhein zurück nach Hause. Zwei Monate lang werden die Yacht-Eigner unterwegs sein.

Gelassenes Genießertum auch an Bord der "Yvcani". So hat Horst Gibbesch seine Sealine-Yacht getauft. "Aus den Namen meiner Töchter Yvonne, Carmen und Nina. So waren die Kinder immer mit an Bord", sagt der 64-Jährige. Diesmal hat er drei Freunde mitgenommen, um die "Yvcani" von Hamburg nach Niendorf zurückzubringen. "Das ist eine schöne Zwei-Tages-Tour und wir machen immer hier in Lauenburg Station, um zu tanken, zu übernachten und uns bewirten zu lassen", so Gibbesch. Mit den Marina-Betreibern Yildiz und Martin Frühauf verbindet ihn schon eine Freundschaft. Die Entwicklung der Marina sei erfreulich, sagt der Skipper. "Wir überlegen sogar, mal einen ganzen Urlaub hier zu verbringen."

Zwei Monate lang hat die "Yvcani" im Hamburger Hafen gelegen - dort feierte der Skipper den Hafengeburtstag mit und erkundete die Gewässer um die Hansestadt. Nun geht es über den Elbe-Lübeck-Kanal zurück zur Ostsee. "Heute werden wir noch nach Mölln fahren", erzählt Horst Gibbesch. Das Wetter ist so, wie es einem Skipper gefällt: Schleswig-holsteinisch blauer Himmel mit weißen Wolken, Wind und nicht zu heiß. Gibbesch sitzt schon am Steuer auf der Flybridge, während seine Crew noch die Tanks füllen lässt. Da geht ordentlich was rein. Immerhin treibt ein 580-PS-Motor die Zwölf-Meter-Yacht an. Aber auf dem Kanal wird es trotzdem im Tuckertempo vorangehen - mehr als 6 oder 10 Kilometer pro Stunde sind dort nicht erlaubt. Der Skipper: "Und schließlich wollen wir die Landschaft genießen."