Hochwasserhilfe: Weil es gerecht zugehen soll, müssen Flutopfer weiter auf Unterstützung warten

Viele haben gespendet, um schnell zu helfen - 270 000 Euro sind nach dem Elbehochwasser vom Juni 2013 zusammengekommen. Doch ein Jahr später ist der größte Teil davon noch nicht an Opfer der Flut ausgezahlt worden. Grund ist ein eigentlich löblicher Vorsatz: Sorgfalt vor Schnelligkeit - die Spenden sollen gerecht verteilt werden. "Wir wollen vermeiden, dass jetzt alles ausgezahlt wird und dann jemand leer ausgeht, weil nichts mehr da ist", sagt Thomas Burmester. Der Leiter des Bürgeramtes ist Geschäftsführer des Spendenbeirates, der seit seiner Gründung viermal getagt hat.

Etliche der Flutopfer - es sind etwa 80 - haben einen Antrag auf Zuschüsse beim Land, bei der Investitionsbank oder bei der Diakonie gestellt. Ein Grundsatz des Spendenbeirates ist jedoch, dass nur dann Geld fließt, wenn die Betroffenen sonst keine Hilfe bekommen. Doch das Land hat die Antragsfrist bis März 2015 verschoben. "Mit der Bearbeitung kann es dann bis Ende nächsten Jahres dauern", sagt Burmester. Bis dahin müsse wohl auch der Spendenbeirat das Geld weitgehend zurückhalten.

Eine lange Zeit für Menschen, die in durchfeuchteten Häusern leben. "Viele improvisieren jetzt, aber damit können sie den Wert ihrer Häuser nicht wieder so herstellen, wie er vor der Flut war", sagt Uwe Frensel, Vorsitzender des Spendenbeirates. In einigen Fällen sei Geld für Hausrat bereitgestellt worden. "Oder wir haben mit einem kurzfristigen Darlehen ermöglicht, dass Handwerker weitermachen konnten", so Frensel. Für Mieter in den betroffenen Häusern wurden nach Auskunft von Thomas Burmester bereits 21 000 Euro ausgezahlt. Weitere 10 000 Euro werden folgen, beschloss der Spendenbeirat in seiner jüngsten Sitzung. Damit kann dann zum Beispiel eine neue Waschmaschine gekauft werden.

Doch bei den Hausbesitzern ist die Situation anders. Frensel: "Hier gibt es das ganze Spektrum. Auf der einen Seite diejenigen, denen die Versicherung alles erstattet und die gut dastehen. Auf der anderen Seite jene, die alles in Eigenarbeit machen, weil das Geld fehlt. Die haben noch den Pilz in den Wänden." Beim Land Schleswig-Holstein haben laut Burmester bisher nur 17 Eigentümer einen Antrag auf Unterstützung gestellt. Grund für die Zurückhaltung: der Eigenanteil von 20 Prozent, der viele überfordert. Es gibt Überlegungen, auch hierfür eine Unterstützung aus dem Spendentopf zu zahlen. Aber auch dafür muss die Bearbeitung durch das Land abgewartet werden.

Viele Unwägbarkeiten - und langes Warten für die Betroffenen. Auch so mancher Spender würde sicher gern sehen, dass sein Geld bald ankommt. "Wir wollen nun eine Matrix erarbeiten, in der nach Punkten über die Verteilung entschieden wird", sagt Thomas Burmester. "Wir sind oberbürokratisch, alles muss irgendwie abgesichert sein", meint Uwe Frensel selbstkritisch.