Peinlich: Bei den Ehrungen gingen die Freiwilligen leer aus

Wer sich ehrenamtlich engagiert, erwartet kein Dankeschön. Wenn aber nur die Helfer, die unmittelbar an der Hochwsser-Front gekämpft haben, mit Medaillen und Urkunden ausgezeichnet werden, hat das einen faden Beigeschmack. Denn als das Wasser wieder abgeflossen war, war freiwilliges Engagement noch genauso wichtig.

Ministerpräsident Thorsten Albig hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich 18 Auszeichnungen, stellvertretend für alle 3500 Männer und Frauen, die in und um Lauenburg eingesetzt wurden, zu überreichen. Grundlage für die Ehrungen war eine von der Lauenburger Verwaltung erstellte Liste aller beteiligten Hilfsorganisationen - nur an die Awo wurde nicht gedacht. Dabei war es Bürgermeister Andreas Thiede selbst, der einen Hilferuf an den Awo-Ortsverein gestartet hatte. Die Sachspenden für die Hochwasseropfer sprengten jeden Rahmen, und die Verwaltung wurde einfach nicht mehr Herr der Lage.

"Wir hatten sofort alles mobilisiert, was möglich war", sagt Lauenburgs Awo-Chef Uwe Frensel. Räume wurden angemietet. und die Fahrzeuge der Awo-Sozialkaufhäuser kamen für die Transporte zum Einsatz. Awo-Mitglieder und Familienangehörige packten nach Feierabend in der Ausgabestelle mit an. "Unsere Leute kamen schon allein mit den schweren Möbeln an ihre Grenzen. Schlimmer waren aber Tüten mit stinkendem Müll und getragener Kleidung, die entsorgt werden mussten. Ohne die Helfer wären wir aufgeschmissen gewesen", erinnert er sich. Einer von ihnen wäre schließlich von der Verwaltung per Brief ins Schloss zitiert worden, um sich Dankesurkunde und Medaille abzuholen. "Spätestens dann hätte es ja wohl mal auffallen müssen, dass nicht nur ein Einziger hier drei Monate lang geknüppelt hat." Stattdessen hat jetzt der Awo-Kreisverband die Helfer zu einem Dankeschön-Essen eingeladen. Bürgermeister Andreas Thiede ärgert sich über das peinliche Versäumnis. "Natürlich sind wir allen Helfern sehr dankbar. Wenn wir die Awo vergessen haben, war das keine böse Absicht."

Frensel hat aber noch einen Grund, sauer zu sein: Seit Monaten sind der Ortsverein und die Sozialkaufhäuser in den roten Zahlen, weil die Auslagenabrechnung für den Fluthilfeeinsatz noch nicht vom Innenministerium in Kiel beglichen wurde.