2. Lauenburger Klimatag empfiehlt Kombination von Maßnahmen gegen Hochwasser

Die Einwohner von Lauenburg sind durch den Klimawandel besonders betroffen - das hat das Hochwasser vom vergangenen Sommer gezeigt. "Wenn wir hier solcher Bedrohung ausgesetzt sind, sollten wir wenigstens zu den am besten informierten Bürgern gehören", sagt der Altstadtbewohner Mario Scheuermann. Ihm war es gelungen, zum 2. Lauenburger Klimatag einen der profiliertesten internationalen Experten für die Folgen des Klimawandels einzuladen: Professor Dr. Manfred Stock vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. 45 Zuhörer waren gekommen, um dessen Vortrag in der Heinrich-Osterwold-Halle zu hören. Die Fragen: Wird es Extremhochwasser künftig häufiger geben und sind sie vorhersehbar? Und was kann man dagegen tun?

"Wir haben es noch in der Hand, den Klimawandel zu begrenzen, zumindest in Deutschland. Wir müssen aber bald in die Gänge kommen", sagte der Experte. Schon jetzt zeigten sich Auswirkungen des Klimawandels. "Wir befinden uns mitten drin." Der Weltklimarat habe die Empfehlung ausgesprochen, dass sich die Erde nur um maximal zwei Grad erwärmen dürfe, doch das sei nur unter großen Anstrengungen noch zu erreichen.

Die Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sind der Frage nachgegangen, ob es eine erfolgreiche Anpassung auch bei einer globalen Erwärmung von vier Grad geben könnte. Stock: "Es werden einige Tiere und Pflanzen überleben, aber eine Anpassung für die Menschen ist eher unwahrscheinlich." Ohne Klimaschutzmaßnahmen würde die globale Temperatur bis 2300 sogar um acht Grad ansteigen. "Der Meeresspiegel würde um mehrere Meter ansteigen, Städte wie New York, Tokyo, London oder Hamburg würden nicht mehr existieren." Um die Zwei-Grad-Erwärmung nicht zu übersteigen, müsste nicht nur der Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Gasen verringert werden, so Stock. Zusätzlich seien Aufforstungen oder andere Maßnahmen notwendig, die zur Luftfilterung beitragen.

"Die Maßnahmen für den Klimaschutz werden viel Geld kosten", prophezeit Manfred Stock. Experten rechnen mit rund einem Prozent des globalen Pro-Kopf-Einkommens. Werde das Geld nicht investiert, würden die Schäden etwa fünf Prozent des Pro-Kopf-Einkommens kosten. "Die Investitionen für den Klimaschutz sind deutlich günstiger, als wenn man so weitermacht. Die Finanzkrise war nichts gegen das, was durch den Klimawandel auf die Menschen zukommt", so Stock.

Und: Nicht nur die Bewohner an Küsten und Flüssen müssen mit immer mehr Überflutungen rechnen. Denn jedes Grad mehr Erderwärmung bringt sieben Prozent mehr Wasserverdunstung mit sich. Die Folge: Starkregen nehmen zu, sie führen auch zu Überschwemmungen im Landesinneren. "Dies muss auch städtebaulich beachtet werden", mahnt der Experte. Gleichzeitig werden die Hitzewellen zunehmen. Bei dem Jahrhundertsommer 2003 in Europa sind 70 000 Menschen an den Folgen der Hitze gestorben. "In den 2030er-Jahren werden solche Sommer normal sein", so Stock.

Und die Hochwasserschäden an der Elbe? Die Lauenburger sind ja schon jetzt gewohnt, dass die sogenannten Jahrhundertfluten nicht nur alle hundert Jahre kommen. Wissenschaftliche Berechnungen geben ihren Erfahrungen recht. Danach wird es Hochwasserschäden, die bisher alle 50 Jahre eintrafen, künftig alle zwölf Jahre geben. "Ein wirksamer Hochwasserschutz ist also für die Zukunft Pflicht", sagt Professor Stock.

Er hält insbesondere weitere Polder (Rückhalteflächen) für wichtig. Doch die nach der Flut von 2002 ausgewiesenen Flächen seien erst zu fünf Prozent umgesetzt worden. "Eine Stadt wie Lauenburg kann nicht allein gegen das Hochwasser kämpfen", so Stock. Sinnvoll sei immer eine Kombination mehrerer Maßnahmen - so etwa mobile Flutschutzwände in Verbindung mit weiteren Polderflächen im Oberlauf der Elbe. Auch müssten die Bundesländer in Zukunft besser zusammenarbeiten.

Der Klimaforscher hat aber auch eine gute Nachricht für Lauenburg. 2040 könnte dort der Elbhang ein gutes Weinanbaugebiet sein.