Bürger aus Siebeneichen machen mobil - Wird der Verein gegründet, kommt auf sie viel Arbeit zu

Es steht schlecht um die Fähre über den Elbe-Lübeck-Kanal zwischen Siebeneichen und Fitzen. Mit den Einnahmen allein lässt sich der Betrieb nicht finanzieren. Bisher halten Zuschüsse vom Kreis und aus dem Amt Büchen die Fähre über Wasser. Doch wie berichtet, will sich der Kreis aus der Verpflichtung zurückziehen. Auch im Amt Büchen herrscht Unruhe: Nicht alle Bürgermeister der Amtsgemeinden wollen ihren Haushalt mit den Kosten für die Fähre belasten. Doch besonders die Bürger aus Siebeneichen wollen sich mit dem drohenden Aus nicht abfinden und planen, einen Förderverein für die Fähre zu gründen.

Rund 30 Interessierte waren zur ersten Informationsveranstaltung gekommen. Siebeneichens Bürgermeister Karl-Heinz Weber erinnerte an die Historie: Bis in die 70er-Jahre wurde die Fähre vom Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) betrieben. Als es sich aus der Verantwortung zurückziehen wollte, war eine Brücke im Gespräch. Während man in Fitzen für den Bau war, sprach man sich in Siebeneichen dagegen aus. Also blieb die Fähre bestehen, und der Kreis wurde Eigentümer. Als Ausgleich zahlte das WSA 1,1 Millionen Mark. Dieses Geld und der Erlös aus dem Verkauf des Fährhauses steckte der Kreis in eine Stiftung, um mit den Zinsen den Betrieb der Fähre zu sichern. Kritiker behaupten nun, dass ungeschickte Finanzgeschäfte der Grund dafür seien, dass das Stiftungskapital deutlich geschrumpft ist. Fakt ist: Die Zinsen decken das Defizit schon längst nicht mehr.

Lange bemühte sich offensichtlich niemand um ein schlüssiges Konzept für die Fähre. Derzeit liegt ein Antrag des Kreises beim Innenministerium. Ziel: das Stiftungskapital für den laufenden Betrieb aufzubrauchen, um die Einstellung des Fährbetriebs um vier oder fünf Jahre zu verzögern. "Sollte das Kapital aufgebraucht werden, hilft auch kein Förderverein mehr", ist der Amtsvorsteher Büchens, Martin Voß, überzeugt und bedauert: "Alle werben mit der Fähre, aber wir bekommen kein Geld." Kreistagsabgeordneter Klaus Tormählen (Grüne) sagte, dass der Kreis andere Prioritäten setze. "Das Schicksal der Fähre müssen die Bürger selbst in die Hand nehmen", sagt der Politiker.

Ob ein Förderverein die Fähre noch retten könnte, blieb an diesem Abend jedoch offen. Zunächst sollen die notwendigen Formalitäten geklärt werden. Sollte es zur Gründung kommen, wird auf den Verein viel Arbeit zukommen: Neben der Sponsorensuche muss vor allem beim Kreis und beim Amt Büchen viel Überzeugungsarbeit geleistet werden, um diese bei der Stange zu halten. Viele Bürger wollen so lange aber nicht warten: Ein Motivkalender ist ebenso in Vorbereitung wie die Planung von Festen, um die Einnahmesituation zu verbessern. Außerdem gibt es bereits eine Facebook-Gruppe mit über 800 Mitgliedern, in der lebhaft über die Zukunft der Fähre diskutiert wird.