Kraft- und Balanceakt am Elbe-Lübeck-Kanal zog am Wochenende viele Schaulustige an

Zentimeter für Zentimeter wurde am Wochenende Lauenburgs neue Straßenbrücke über den Elbe-Lübeck-Kanal geschoben. Ein Kraft- und ein Balanceakt, den Experten aus den Niederlanden meisterten. Zunächst schoben sie die Brücke am Sonnabend 20 Meter weit vom Ostufer über das Widerlager hinaus, am Sonntag setzten sie die Stahlkonstruktion auf einem Schwimmponton ab und drehten diesen dann zwischen die Widerlager, um das 75 Meter lange Bauwerk abzusetzen.

"Es lief perfekt", bilanzierte Stefan Lühr vom Bauleiterteam des Wasser- und Schifffahrtsamtes. "Ich schätze, dass wir im Oktober oder November die ersten Fahrzeuge über die Brücke rollen lassen können", sagte er. Das ist 20 Monate früher als gedacht. Weil das Bauunternehmen Wayss & Freytag eine Sonderlösung angeboten hatte und eine gebrauchte Behelfsbrücke nutzte, konnte viel Zeit gespart werden. "Davon profitiert die Baufirma, die dadurch günstiger als die Mitbewerber anbieten konnte. Aber natürlich ist das auch für die Autofahrer von Vorteil", so Lühr.

In den vergangenen Wochen hatten Arbeiter die in Magdeburg vorgefertigte Stabbogenbrücke aus Einzelteilen auf der Baustelle montiert. "Die reine Konstruktion, die jetzt schon steht, wiegt 520 Tonnen. Daran hängen noch einmal etwa 20 Tonnen Leerrohre, durch die später Versorgungsleitungen geführt werden. Und in den nächsten Wochen werden Stahlbetonfertigteile und eine Schicht aus Beton als Fahrbahn eingebaut, da kommen noch einmal gut 500 Tonnen zusammen", rechnet Lühr vor. Das neue Bauwerk wird im Endausbau mehr als 1000 Tonnen wiegen.

Doch schon die 540 Tonnen im Rohbauzustand über den Kanal zu bugsieren, war spannend. Zahlreiche Zuschauer verfolgten, wie das Bauwerk am Sonnabend von 16.05 Uhr - da war der letzte Zug durch und anschließend das Bahngleis gesperrt - mithilfe von selbstfahrenden Lastenwagen, sogenannten SPMTs, angeschoben wurde. Gestern ging es um 4.30 Uhr weiter, um 12 Uhr war die Brücke an dem Platz, an dem sie die nächsten Jahrzehnte sitzen soll. Die alte Brücke war im Mai 2013 abgebrochen worden. Lühr: "Ich bin begeistert, wie unser Auftragnehmer die Aufgabe zusammen mit den ausgewählten Nachunternehmern gelöst hat."