Awo-Beratungsstelle: Birgit Giese informiert über Mutter-Kind-Kuren

Schlaflosigkeit, Unruhe, Kopf- oder Rückenschmerzen, Ängste, Magen-Darm- oder Herz-Kreislauf-Störungen: Die Symptome, mit denen Frauen zu Birgit Giese kommen, sind vielfältig. Doch allen gemeinsam ist die Erschöpfung. Sie sind Mütter, ihr Arbeitsplatz ist die Familie. Und der kann manchmal auch große Belastungen und Konflikte mit sich bringen.

"In den Gesprächen geht es oft um Schwierigkeiten mit dem Partner, Erziehungsprobleme, finanzielle Not, Angst vor Arbeitslosigkeit oder die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie", erzählt Birgit Giese. Zweimal in der Woche bietet die gelernte Bankkauffrau im Familienzentrum der Arbeiterwohlfahrt (Awo) eine Beratung zu Mutter-Kind-Kuren an. "Mütter neigen dazu, gesundheitliche Probleme zu lange zu ignorieren", weiß die 57-Jährige. Erst kommen Kinder, Mann und Haushalt dran - für die Frauen bleibt keine Zeit, sich um eigene Bedürfnisse zu kümmern. "Manchmal müssen sie nach vielen Jahren der Familienarbeit erst wieder lernen, sich selbst wahrzunehmen", sagt Birgit Giese. Doch zunehmend kommen auch junge Mütter mit kleinen Kindern in ihre Sprechstunde, die sich überfordert fühlen.

Kraft schöpfen können Betroffene in einer dreiwöchigen Kur des Müttergenesungswerkes. "Besonders beliebt sind Sylt und die Ostsee", sagt die Beraterin. Während die Kinder betreut werden, nehmen ihre Mütter an Gruppen teil, bekommen psychologische Unterstützung in Einzelgesprächen oder haben einfach mal Zeit für sich selbst. "Der Abstand vom Alltag tut gut - kein Einkaufen, Putzen und Kochen", sagt Birgit Giese. Gleichzeitig bekommen die Frauen Strategien mit auf den Weg, die nach der Rückkehr helfen, gesund zu bleiben. Das können Entspannungstechniken oder neue Formen der Konfliktlösung sein.

Manche haben mit der Kur so gute Erfahrungen gemacht, dass sie nach der Frist von vier Jahren eine weitere beantragen. Giese: "Voraussetzung ist ein ärztliches Attest, in dem ein Erschöpfungszustand bescheinigt wird." In diesem Jahr seien schon ungewöhnlich viele Mutter-Kind-Kuren bewilligt worden, die meisten Plätze für Sommer und Herbst belegt. Nun geht es schon um die Planung für 2015. Grund ist möglicherweise eine Gesetzesänderung. "Früher galt der Grundsatz 'ambulant vor stationär', davon ist man abgerückt", erklärt die Beraterin. Denn für Mütter gebe es im Alltag wenig Zeit und Raum, Angebote vor Ort auszuschöpfen. Darum begrüßt Birgit Giese die Möglichkeit, eine Mutter-Kind-Kur bewilligt zu bekommen, bevor es zu einer schweren Krankheit kommt. Ihr Rat: "Wichtig ist, dass die Mütter frühzeitig Hilfe suchen."