Inventur: Schützenswert oder nicht?

Das Landesamt für Denkmalspflege entstaubt die Liste der Kulturdenkmäler Schleswig Holsteins und beginnt damit in Lauenburg. Die beiden Kunsthistoriker Rika Grüter und Bastian Müller werden in den nächsten Tagen und Wochen in der Stadt mit der Kamera auf wissenschaftliche Endeckungsreise gehen. Insgesamt 112 Lauenburger Kulturdenkmäler sind zurzeit erfasst - wie viele es am Ende der Bewertung sein werden, bleibt abzuwarten.

Wie berichtet hat sich Kulturministerin Anke Spoorendonk (SSW) eine Neuordnung des Denkmalschutzgesetzes auf die Fahnen geschrieben: In diesem Zusammenhang soll eine Arbeitsgruppe aus insgesamt sieben Mitarbeitern innerhalb der nächsten zwei Jahre Schützenswertes von Belanglosem trennen. Für Lauenburg sind die beiden Kunsthistoriker Rika Grüter und Bastian Müller zuständig. Wird die Gesetzesnovelle im Herbst so beschlossen, wird künftig nicht mehr zwischen "einfachen" und "eingetragenen" Kulturdenkmälern unterschieden.

"Ich bin ja immer skeptisch, wenn Denkmäler angetastet werden sollen", gibt Horst Eggert vom Heimatbund und Geschichtsverein zu. Die jetzt existierende Liste sei aber bereits 40 Jahre alt, sodass eine aktuelle Bestandsaufnahme dringend anzuraten sei. Sorge, dass historisch wertvolle Gebäude künftig ohne Denkmalschutz bleiben können, habe er nicht. "Ich habe den beiden Denkmalschützern eine komplette Liste der Häuser an der Elbstraße und ihrer Geschichte als Grundlage für ihre Arbeit übergeben", sagt er. In seinem privaten Archiv, das er gemeinsam mit seiner Frau über viele Jahre zusammengetragen hat, finden sich außerdem viele weitere Informationen zu historisch interessanten Objekten Lauenburgs. Auch der Geschichtsverein wird von dieser Neubewertung der Denkmäler profitieren. "Sollten sich für die Kulturhistoriker neue Aspekte ergeben, wollen wir uns austauschen", sagt Eggert.

Rika Grüter und Bastian Müller werden auch die Lauenburger Oberstadt unter die Lupe nehmen. "Manchmal sind auch typische Gebäudeformen einer bestimmten Zeit im Sinne des Denkmalschutzes wertvoll, selbst wenn sie uns heute aus ästhetischer Sicht nicht gefallen", weiß Martina Wulf-Junge aus dem Stadtplanungsamt. In jedem Fall sollen die Eigentümer schnell und transparent Klarheit bekommen und beim Erhalt ihrer denkmalgeschützten Gebäude künftig intensiver beraten werden.