Interessengemeinschaft lädt zu einem Experiment ein

"Es normal, dass gesunde Menschen nicht die Perspektive eines Rollstuhlfahrers haben und daher oft gedankenlos sind", weiß Susanne Salamon. Um wichtige Erfahrungen reicher könnte sein, wer das Angebot der "Interessengemeinschaft "Behinderte Menschen in Lauenburg" (IGBML) annimmt: Für eine Stunde die Stadt im Rollstuhl erfahren - und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Auch Susanne Salamon hat erst nach einer schweren Krankheit einen Blick für die vielen Fallen im Alltag bekommen, mit denen sich behinderte Menschen herumschlagen müssen - sie zum Glück nur zeitweise. Geblieben sei die andere Sichtweise. Deshalb engagiert sich die 66-Jährige heute als Sprecherin der IGBML.

In den regelmäßigen Beratungsstunden der Interessenvertretung kommen auch immer wieder Probleme zu Sprache, die besonders Gehbehinderten und Rollstuhlfahrern das Leben in Lauenburg schwer machen: Gehwege, die einer Mondlandschaft gleichen. Oder im Winter die gedankenlos von Schnee befreite Bordsteinkante, während die ein Meter entfernte Absenkung unter einem dicken Eispanzer verborgen bleibt.

"Wir wünschen uns, dass die Entscheidungsträger unserer Stadt eine Fahrt mit dem Rolli wagen", ermuntert die IGBML-Chefin. Der Zeitpunkt des Angebotes sei bewusst gewählt. "Wir freuen uns alle über die geplanten Neubauten in der Oberstadt, auch, weil dort barrierefreie Zugänge ohnehin vorgeschrieben sind." Was aus ihrer Sicht aber ebenso wichtig sei: Gehwege ebnen, auf sinnvolle Straßenabsenkungen achten und Plätze barrierefrei planen. "Wenn es die Förderbedingungen hergeben, sollten die gewährten Städtebaumittel gezielt auch für solche Maßnahmen eingesetzt werden."

Susanne Salamon glaubt, dass sich einige Politiker und Verwaltungsmitarbeiter auf das Rolli-Experiment einlassen werden. Begleitet wird der Ausflug von einem Rollstuhlfahrer, der bei dieser Gelegenheit seine eigenen Erfahrungen schildern wird. "Ich habe in letzter Zeit erlebt, dass die Politik und die Verwaltung sehr aufgeschlossen auf unsere Vorschläge und Anregungen reagieren, aber eigenes Erleben wird weitere Einsichten schaffen", ist die Interessenvertreterin überzeugt.

Wer sich auf das Experiment "Im Rollstuhl durch Lauenburg" einlassen möchte, kann sich bei Susanne Salamon unter (0 41 53) 58 26 92 melden.