GTÜ-Prüfstelle: Ingo Meyer und Wilfried Schulz untersuchen jährlich mehrere Tausend Fahrzeuge

"Ich hab' TÜV", sagt die Fahrerin des schicken BMW-Cabrios, als sie wieder einsteigt. Eigentlich müsste sie sagen "Ich hab' GTÜ", denn bei der Gesellschaft für Technische Überwachung hat die Kundin jene Plakette bekommen, die ihr für die nächsten zwei Jahre die Weiterfahrt erlaubt. "Hauptuntersuchung" heißt das offiziell, was der Prüfingenieur Ingo Meyer und sein Kollege Wilfried Schulz einige Tausend Mal im Jahr vornehmen. In ganz Deutschland prüft die GTÜ jährlich vier Millionen Fahrzeuge - ein Marktanteil von 15,1 Prozent.

Mit der Lauenburger Prüfstelle an der Berliner Straße 79 hat sich Ingo Meyer vor sechs Jahren selbstständig gemacht. "Vorher war ich bei der Dekra angestellt", erzählt der Diplom-Ingenieur, der nebenbei auch als Gutachter für Polizei und Gericht arbeitet. Dann geht es meistens um schwere Unfälle mit Toten oder Verletzten. Doch im April bleibt für Gutachten wenig Zeit: "Wegen der vielen Neuzulassungen ist das der Monat mit der meisten Arbeit", sagt Meyer.

Tatsächlich stehen an diesem Tag die Autos Schlange auf dem Hof. Matthias Ruge ist mit seinem großen Wohnmobil aus Boizenburg gekommen. "Am Wochenende wollen wir nach Berlin und der TÜV ist abgelaufen", sagt er. Dass er die Plakette bekommt, dürfte keine Frage sein: Das Wohnmobil sieht neu und einwandfrei aus. Wie bei allen neueren Fahrzeugen mit intakter Elektronik kann Ingo Meyer die Abgaswerte direkt vom Auto messen lassen und braucht sie mittels Kabel nur in seinen Computer einzulesen.

Die moderne Technik hilft. Doch gleichzeitig verzeichnen die Prüfer auch einen Anstieg bei den elektronischen Mängeln. Und: "Wegen der umfangreichen Technik ist in vielen Autos kein Raum mehr, um eine Glühlampe zu wechseln", sagt Meyer.

40 Prozent der Autos, die bei der GTÜ vorgestellt werden, weisen Mängel auf, knapp ein Viertel so schwere, dass sie durchfallen. Die meisten Mängel entfallen auf Beleuchtung und Elektrik (19,8 Prozent), gefolgt von Bremsen (10,3) sowie Rädern, Reifen und Lenkeraufhängung (10,1). Ingo Meyers Erfahrung: "Ab einem Alter von neun Jahren steigt der Reparaturaufwand deutlich an." Ältere Autos werden häufig von Menschen gefahren, die wenig Geld haben. "Und da gibt es eine klare Tendenz, die Wartung zu vernachlässigen", so der Ingenieur. Eine Bremsleitung, die fast platzt oder völlig verschlissene Reifen: Damit ist ein Auto nicht mehr verkehrssicher. Die Prüfer müssen die Plakette entfernen, die Zulassungsstelle informieren. Dann wird das Auto stillgelegt.

Ingo Meyers Bitte an die Kunden: Vor dem Besuch schon einmal die Beleuchtung überprüfen und eventuell Glühlampen auswechseln. "Und bei Sonderrädern sollte man sich vergewissern, dass sie auch für den Fahrzeugtyp zugelassen sind", erklärt Meyer. Mittlerweile gebe es Nachbauten aus China, mit denen schon schwere Unfälle passiert seien.

Sommerräder kann man jetzt übrigens schon montieren lassen, sagt der Fachmann: "Die Winterräder leiden ja doch sehr, wenn sie bei warmen Temperaturen gefahren werden."

Die GTÜ an der Berliner Straße 79 (Zufahrt über Heideweg), ist von Montag bis Freitag von 9-13 und 14-17 Uhr, am Donnerstag bis 19 Uhr und jeden ersten Sonnabend im Monat von 9-12 Uhr geöffnet. Telefon: (0 41 53) 57 82 22. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.